Bauern in Sorge wegen Trockenheit: Raps hat Durst

Die anhaltende Trockenheit bereitet vielen Bauern auch im Norden Sorgen. Konkret erwarten sie in diesem Jahr ein Drittel weniger Raps. Ob sich hier schon der Klimawandel andeutet, ist aber noch unklar.

Zu wenig Blüten: norddeutscher Raps. Bild: dpa

HAMBURG taz | Er ist die Touristenattraktion per se - und wichtiger Öllieferant noch dazu: Raps, der derzeit wieder einmal Norddeutschlands Felder ziert. Wer an ihnen vorbeifährt, denkt, alles sei in bester Ordnung. Schließlich bietet das Bundesland über 100.000 Hektar Raps, der gerade strahlend gelb in voller Blüte steht, und alles sieht sehr idyllisch nach Frühling aus.

Doch der Schein trügt: Ein Drittel weniger Ertrag fürchtet Klaus Dahmke vom Bauernverband Schleswig-Holstein in diesem Jahr, und das sei nicht nur dem strengen Winter geschuldet.

Wichtigster Grund dafür, dass der Raps in diesem Jahr weniger Blüten ausgebildet habe, seien nicht nur der feuchte Herbst und der strenge Winter, sondern die Trockenheit der letzten Wochen. Auch hätten etliche Pflanzen nicht die für Raps typischen Pfahlwurzeln ausgebildet und könnten daher nicht die noch existierende Bodenfeuchtigkeit nutzen.

Was also tun? Bewässern? Nein, das sei keine Lösung, sagt Bauernverbands-Sprecher Dahmke. Grundwasser sei zwar genügend vorhanden. Aber die Energiekosten seien viel zu hoch. Zudem gebe es zwar schon Forschungen, die eruierten, wie man Pflanzen mit weniger Wasser aufziehen könne.

Konkrete Resultate werde es aber erst in ein paar Jahren geben. Jedenfalls, sagt Dahmke, hätten rund fünf Prozent der norddeutschen Bauern den Raps wieder untergepflügt und den profitableren Mais angepflanzt.

In Schleswig-Holstein werden in diesem Jahr auf 100.000 Hektar Raps angebaut. Das sind 15 Prozent weniger als im Vorjahr.

Verarbeitet wird die Rapssaat vor allem zu Rapsöl, das als Speiseöl und Futtermittel, vor allem aber - 60 Prozent der in Deutschland produzierten 2,6 Mio Tonnen - als Biokraftstoff genutzt wird.

Für die Imkerei sind Rapskulturen essenziell. Rapsblüten zählen zu den wichtigsten Nektarquellen für Honigbienen.

Doch damit nicht genug: Auch die Wintergerste als erstes zu erntendes Getreide ist von der anhaltenden Trockenheit im Norden betroffen. "Das Getreide braucht das Wasser, um Dünger aufnehmen zu können", sagt Werner Bosse vom Landvolk Niedersachsen. Die Bauern hätten bereits begonnen, früher einzusäen, damit die Saat länger in der Erde bleiben könne.

Norddeutschlands Obstbauern dagegen finden die Trockenperiode positiv. Sie sorgen sich eher wegen der anhaltenden Nachtfröste. Im Alten Land wird teilweise bereits die sogenannte Frostschutzberegnung eingesetzt, die die Blüten und jungen Früchte vor dem Erfrieren schützt. "Eine ganz normale Entwicklung, mit der man jedes Jahr rechnen kann", sagt Obstbauer Axel Schuback.

Wie "normal" das Wetter dieses und der vergangenen Frühjahre ist: Darüber sind die Wissenschaftler uneins. Georg von Wühlisch, Wissenschaftler am Bundesforschungsinstitut für ländliche Räume, Wald und Fischerei in Braunschweig, hält die lange regenlose Phase für ein mögliches Anzeichen einer Jahreszeitenverschiebung: Alles deute darauf hin, dass es in Deutschland künftig früher Frühling und später Herbst werde, ist da zu hören.

"Die derzeitige Trockenheit passt ganz gut ins Bild des Klimawandels", bestätigt Michael Welling, der Pressesprecher des Instituts. Generell seien die Frühjahre in den vergangenen zehn Jahren wärmer geworden. Von einem Trend zu sprechen, sei aber noch zu früh. Welling: "Es gibt immer Ausreißer."

Auch der Deutsche Wetterdienst lehnt es ab, die sich häufenden warmen Frühjahre mit dem globalen Klimawandel in Verbindung zu bringen. "Um einen Klimawandel feststellen zu können, muss man Forschungsergebnisse von 50 bis 100 Jahren sehen", sagt Sprecher Gerhard Lux. Was man wisse, sei, dass zum Beispiel der April 2007 noch trockener als der diesjährige war, der im Jahr 2008 jedoch viel zu nass. "Das ist also statistisches Rauschen."

Das Max-Planck-Institut für Meteorologie und der Klima Campus Hamburg machten es kurz und teilten der taz mit, dass es sich bei der Trockenheit um ein Wetter- und kein Klimaproblem handele. Es falle somit nicht in den Bereich der Klimaforschung.

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