Brückenbau: Streudienst kann abdanken

In Berkenthin wird die erste beheizbare Brücke Deutschlands gebaut. Das Pilotprojekt soll die Umwelt geringer belasten - und die Brücke auch. Die Wärme kommt aus 80 Meter Tiefe.

Hier wird bald die beheizte Brücke entstehen. Bild: LANDESBETRIEB STRASSENBAU UND VERKEHR

Was in Berkenthin im Kreis Herzogtum Lauenburg angepackt wird, ist in Deutschland bislang einmalig: Die neue Brücke über den Elbe-Lübeck-Kanal soll mit einer Bodenheizung ausgestattet werden. Dass ausgerechnet die Berkenthiner zu dieser Ehre kommen, verdanken sie Projektleiter Klaus-Ulrich Mackert vom Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr in Lübeck. 2006 hat Mackert mit der Idee von der beheizbaren Brücke beim Bundesbauministerium angeklopft. Zufälligerweise hat die Bundesanstalt für Straßenwesen gleichzeitig ein Forschungsprojekt zum Thema "Vermeidung von Glatteis auf Brücken" durchgeführt. Ein Glücksfall: Die Bundesanstalt hatte die theoretische Grundlage, Mackert mit der Brücke in Berkenthin eine Gelegenheit für die praktische Umsetzung.

Berkenthin eignet sich für diesen Praxistest, da Kanalbrücken für Glatteis besonders anfällig sind. Weil diese Brücken ständig von kalter Luft umgeben sind, können sie bereits gefrieren, wenn die Straße davor und danach noch problemlos zu befahren ist. Hinzu kommt, dass ein Neubau über den Elbe-Lübeck-Kanal überfällig ist. Die alte Brücke in Berkenthin wurde 1900 gebaut und genügt den heutigen Ansprüchen des Straßen- und Wasserverkehrs längst nicht mehr. Für Autos ist sie nur auf einer Spur befahrbar, Lastwagen müssen umgeleitet werden. Im Mai 2010 soll sie deshalb von ihrem beheizbaren Nachfolger abgelöst und danach abgerissen werden.

Die Brückenheizung funktioniert so, dass der gesamte Asphaltaufbau mit Heizschlangen durchzogen wird. Sensoren messen die Wetterbedingungen rund um die Brücke und melden einem Rechner unter der Brücke, wann das System sich ein- beziehungsweise ausschalten soll. Bei drohender Glätte wird warmes Grundwasser in die Leitungen gepumpt, der Asphalt erwärmt und damit die Eisbildung auf der Brücke vermindert. Genutzt wird dabei die Geothermie aus einem rund 80 Meter tiefen Brunnen.

Vorteile bringt dieses Heizsystem nicht nur für die Sicherheit der Autofahrer. "Weil dank der Wärme das präventive Salzen überflüssig wird, werden die Umwelt und die Stahlkonstruktion der Brücke weniger stark belastet", sagt Ingenieur Heinz Friedrich von der Bundesanstalt. Zudem könne die Brücke im Sommer auch gekühlt, und damit die Lebensdauer des Asphalts verlängert werden.

Obwohl noch keinerlei Erfahrungswerte vorliegen, ist Klaus Scholler, stellvertretender Leiter des Landesbetriebs Straßenbau, vom Projekt überzeugt: Die Brücke werde funktionieren. Die ungeklärte Frage sei nur, wie hoch der Unterhaltsaufwand werde. Die Baukosten belaufen sich auf 7,5 Millionen Euro.

Die Antwort darauf bekommen die Verantwortlichen allerdings erst, wenn der Verkehr schon über die Brücke rollt. Zumindest vorerst ist in Deutschland deshalb keine weitere beheizbare Brücke geplant.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.