Brandstiftung: Umstrittener Brandherd

Nach einem Feuer auf der Putenbrüterei Grotelüschen ermittelt die Polizei. Hinweise auf die Täter gibt es keine, die CDU wettert trotzdem schonmal gegen Tierschützer.

Wer sich an die Nase fassen muss, ist unklar im Streit um ihres Mannes Puten: Ministerin Grotelüschen. Bild: dpa

Bislang geht die Polizei bei dem Feuer auf der Putenbrüterei Grötelüschen in Ahlhorn (Kreis Oldenburg) von Brandstiftung aus. "Wir gehen davon aus, dass eine Altpapier-Mülltonne in Brand gesetzt wurde", sagte eine Sprecherin der Polizeiinspektion Delmenhorst-Oldenburg-Land. Hinweise auf mögliche Täter gebe es aber noch nicht.

Die Putenbrüterei gehört dem Ehemann der niedersächsischen Landwirtschaftsministerin Astrid Grotelüschen (CDU). Dieser hat nach einem Bericht des Fernsehmagazins "Report Mainz" enge Geschäftsbeziehungen zu zwei Putenmästern in Mecklenburg-Vorpommern, denen von der Tierschutzorganisation Peta Tierquälerei vorgeworfen wird. Politische Dimension gewann die Affäre, als bekannt wurde, dass zwei Faxe mit vorformulierten eidesstattlichen Erklärungen vom Faxgerät der Ministerin an die Putenmäster geschickt wurden. Daraufhin forderte die niedersächsische Opposition sie auf, ihr Amt ruhen zu lassen. Grotelüschen wies das zurück und erklärte, in der Firma ihres Mannes ein Büro zu haben - aus dem heraus seien die Faxe verschickt worden.

Den Brand hatte ein Wachmann einer privaten Sicherheitsfirma Samstagnacht auf dem Gelände der Mastputen-Brüterei entdeckt. Beim Löschen wurde der Mann durch das Einatmen von Löschpulver leicht verletzt, wurde aber nach ambulanter Behandlung wieder aus dem Krankenhaus entlassen. "Es ist alles glimpflich abgelaufen", sagte die Delmenhorster Polizeisprecherin. Die Polizei prüft nun, ob durch das Feuer eine Kettenreaktion hätte ausgelöst werden können: Die Mülltonne stand in der Nähe von Stallungen. Wohngebäude gibt es dort nicht.

Ministerin Grotelüschen selbst sagte, sie sei "schwer erschüttert und entsetzt über eine solche Tat". Dass versucht werde, "meiner Familie die Existenz zu verbrennen, macht mir Sorge". Nach einer schriftlichen Morddrohung sind die Sicherheitsmaßnahmen für die Ministerin bereits verstärkt worden, nun werden diese wie auch Maßnahmen vor Ort nochmals verstärkt. Im niedersächsischen Landtag verurteilten alle Parteien die Anwendung von Gewalt. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Björn Thümler preschte mit der Ankündigung voran, seine Partei werde in der kommenden Woche eine "Resolution gegen Gewalt unter dem Deckmantel des Tierschutzes" in den Landtag einbringen.

Thümler erklärte, neben der Ministerin seien auch ihre drei Söhne telefonisch belästigt worden. Grotelüschen hatte in einem Gespräch mit der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung am Montag einen Rücktritt ausgeschlossen. Vorerst will sie jedoch keine weiteren Interviews geben.

Bei Peta, der Tierschutz-Organisation, die die Vorwürfe gegen die mecklenburgischen Putenmästereien erhoben hatte, weist man jegliche Verbindung zu dem Brand zurück. "Wir haben weder damit noch mit der Morddrohung etwas zu tun", sagt der zweite Vorsitzende, Harald Ullmann. "Ich glaube ohnehin nicht, dass Tierschützer so etwas machen - schließlich würden dabei Tiere und Menschen gefährdet." Er fügt hinzu, dass Peta selbst am Montag wieder einmal eine Drohung per E-Mail erhalten habe. "Wir hoffen, dass euer Büro gut versichert ist", habe darin gestanden, "es könnte leicht abfackeln."

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