urdrüs wahre kolumne
: Carla, Simona-Marysol etc.

Eine Hamburger Kirschblütenprinzessin namens Lerch mit der Vornamenkombination Simona-Marysol – das klingt nun wirklich nicht nach Altem Land, und so wurde die anspruchsvolle Wesenheit denn auch gestern von Wirtschaftssenator Gunnar Uldall als Sonderbotschafterin des Senats nach Japan entsandt. Ich glaube, wenn man in Kenntnis aller Fakten an diesem Vorgang aus der Warte teilnehmender Beobachtung hätte teilhaben können: Man hätte das Wesen von Politik im Stadtstaat besser verstanden als durch Jahrzehnte professioneller Aufarbeitung.

Wunderbar gefallen hat mir im taz nord-Beitrag über „den rechten Rand“ die Neonazi-Parole aus Lübeck: „Eine Nation ist soviel wert/wie sie ihre Toten ehrt“ – im modernen Krieg leistet die Zivilbevölkerung stets den weitaus größeren Blutzoll als das Soldatenpack, und deshalb ehren wir diese Toten am besten, in denen wir unser Wasser regelmäßig an Kriegerdenkmälern und ähnlichen Manifestationen des Dumpfstolzes abschlagen – oder zumindest unsere Hündchen dort häufeln lassen!

Dass ein Tankstelleneinbrecher in Bremen bei seiner Festnahme auf frischer Tat gegenüber der Polizei erklärte: „Ich gebe auf, Ihr habt gewonnen“, wirft die Frage auf, ob sich solche Amateure des Verbrechens wirklich auf den Wettstreit mit Profis einlassen sollen, die dafür jahrelang geübt haben!

In Hannover forderte mich eine ätherische Schönheit – Typ: Madame Carla Bruni-Sarkozy mit was an – dieser Tage auf, mich per Unterschrift für einen Olympia-Boykott einzusetzen, falls die chinesische Regierung nicht unverzüglich in Verhandlungen mit dem Dalai Lama eintritt. Meinerseits appelliere ich an die Regenten in Peking, den Kontakt mit diesem Discount-Guru dringend zu meiden – ebenso wie mit dem Ludendorff’schen Bund für Gotterkenntnis, Scientology oder der Vereinigungskirche des Herrn Mun: akute Versuchungsgefahr mit obskurantistischen Albernheiten. Und vermutlich auch noch mehrwertsteuerpflichtig.

Der für meinen Wahlkreis zuständige SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy will die deutschen Autobahnbrücken künftig unter Kamerabewachung stellen, räumt aber selbst ein, dass dadurch keine einzige Wurfattacke verhindert werden könne. Ich hoffe doch, dass er angesichts des gigantischen Auftragsvolumens rechtzeitig dafür gesorgt hat, dass sich ein Unternehmen der Sicherheitstechnik in den Kreisen Nienburg und Schaumburg erfolgreich positionieren konnte. Sonst muss das im Kuhhandel zwischen den Landesregierungen noch als Kompensationsgeschäft für den Transrapid herhalten.

„Unser Kopf heißt Fußball“ ist der Titel meines neuen Kabarettprogramms am kommenden Freitag um 20 Uhr im BSV-Vereinsheim an der Vegesacker Straße in Bremen-Walle. Dazu erreichte mich jetzt ein sorgfältig auf Bierdeckel gemaltes Antlitz von Werder-Willy Lemke und dem Slogan „SVW – Deutscher Fußballmeister 2008“ mit Unterschriften einer Tischrunde aus dem „Lustigen Schuster“. Wer sich am kommenden Freitag als Mitgestalter dieses inspirierenden und prophetischen Kunstwerks ausweist, erhält bei dieser Gelegenheit ein flottes Bier auf Rechnung von ULRICH „Eisenfuss“ REINEKING

ULRICH REINEKING, Kabarettist und Journalist, ruft keinesfalls zu rücksichtslosem Abschlagen in der Öffentlichkeit auf.