Verpuffung in der Teeküche

BRANDANSCHLAG Bei einem möglicherweise politisch motivierten Attentat auf das Göttinger Kreishaus wird ein Behördenmitarbeiter leicht verletzt. Ermittler sehen einen Zusammenhang mit der Abschiebepolitik

„Das war nichts Großes, musste aber gelöscht werden“

Feuerwehr Göttingen

Bei einem möglicherweise politisch motivierten Brandanschlag auf das Göttinger Kreishaus ist am Freitag ein Behördenmitarbeiter leicht verletzt worden. Der 25-Jährige wurde mit Verdacht auf ein Knalltrauma ins Krankenhaus gebracht, nach einer Untersuchung aber wieder entlassen. Der Polizei zufolge hatten der oder die unbekannten Täter in einer Teeküche der Ausländerbehörde Feuer gelegt, das eine starke Verpuffung auslöste.

In der Nähe des Tatortes fanden die Ermittler nach Angaben von Polizeichef Thomas Rath ein Schriftstück, das einen Zusammenhang des Anschlags mit kürzlich erfolgten oder bevorstehenden Abschiebungen aus Göttingen nahe legt. „Es hat sich dabei aber nicht um ein typisches Bekennerschreiben gehandelt“, sagte Rath.

Der Mitarbeiter der Kreisverwaltung hatte das Feuer gegen neun Uhr bemerkt. Er habe es mit einem Feuerlöscher löschen wollen. Erst dann sei es zu der Verpuffung gekommen. Der Mann habe Glück gehabt, dass er nicht direkt daneben gestanden habe, sagte Rath. Den Brand hatte die Berufsfeuerwehr, die über die Rauchmeldeanlage alarmiert worden war, schnell unter Kontrolle. „Das war auf den ersten Blick nichts Großes, musste aber gelöscht werden“, sagte ein Feuerwehrmann. Gegenüber der taz bezifferte die Polizei den Sachschaden auf rund 10.000 Euro.

Tatsächlich ist der Landkreis Göttingen wegen seiner Flüchtlingspolitik immer wieder in die Kritik geraten. Am Mittwoch wurde ein Roma nach einem Abschiebeverfahren vor dem Göttinger Landgericht von der Polizei verhaftet und in das Abschiebegefängnis Hannover-Langenhagen gebracht. Rund 100 Menschen protestierten am Gericht. „Mehrere Protestierende erhielten Platzverweise und ihre Personalien wurden aufgenommen“, berichtete der Göttinger Arbeitskreis Asyl.

Wegen des Anschlags auf das Kreishaus ermittelt die Polizei wegen Herbeiführen einer Explosionsgefahr und fahrlässiger Körperverletzung. REIMAR PAUL