Nazi-Erbgut geht an Verein für Eugenik

RIEGERS ERBE Zwei Immobilien sollen „Rasse-Gesellschaft“ gehören. Das belegen Papiere aus dem Nachlass

Das Erbe des verstorbenen NPD-Bundesvize und Hamburger Nazi-Anwalts Jürgen Rieger lässt erneut Gemeinden bangen. Der Nachlassverwalter stieß jetzt auf Unterlagen, die belegen, dass der „Gesellschaft für biologische Anthropologie, Eugenik und Verhaltensforschung“ mindestens zwei der von Rieger erworbenen Immobilien gehören.

Demnach fallen die von Rieger für die „Wilhelm Tietjen Stiftung“ gekauften Immobilien, der „Heisenhof“ im niedersächsischen Dörverden und das „Schützenhaus“ im thüringischen Pößneck, der Gesellschaft zu. Unter dem Vorsitz von Jürgen Rieger wurde der Verein 1972 gegründet, um die Erbforschung in der Verhaltenswissenschaft zu stärken. Vierteljährlich bringt die Gesellschaft die Zeitschrift „Neue Anthropologie“ heraus.

In regelmäßigen Rundschreiben versuchen die Mitglieder der „Rasse-Gesellschaft“ Einfluss auf Anthropologen, Ärzte und Lehrer zu nehmen. Sie fordern, dass die „erbmäßige Basis des Verhaltens“ weiter erforscht werden müsse, anstatt sich auf „milieutheoretische Verhaltenserklärungen“ zu beschränken. In einem „an alle Ärzte“ adressierten Brief mahnen sie, dass früher „viele Patienten ihr krankes Erbgut nicht weitergeben“ konnten, heute aber in der Lage seien, Kinder zu zeugen. Lehrern erklären sie, dass „unsere biologische Substanz durch Geburtenarmut und Masseneinwanderung von Ausländern gefährdet“ sei.

Seit dem Tod von Jürgen Rieger steht der Güstrower Marc Müller dem Verein vor. Müller und seine Frau Petra sind seit Jahren in der rechtsextremen Szene aktiv. In Thüringen hat sich die „Rasse-Gesellschaft“ bisher noch nicht vorgestellt. „Die sind uns bisher unbekannt“, sagt Pößnecks Bürgermeister Michael Modde (parteilos). Dort sei der Rechtsstreit um das „Schützenhaus“ noch nicht beendet.

In Niedersachsen liegt die Entscheidung für den Abriss des „Heisenhofs“ noch beim Oberverwaltungsgericht Lüneburg. „Nach Riegers Tod hat sich noch nichts getan“, sagt Peter Bohlmann, Landrat von Verden. Klar sei nur, dass weiterhin Neonazis seine Ansprechpartner bleiben. ANDREA RÖPKE, ANDREAS SPEIT