Wie sich Rocker und Rechtsextreme annähern
: Nazis auf Rädern

Die erste Party ist schon gestiegen: Im Gewerbegebiet von Gägelow hat der Motorradclub „Schwarze Schar MC“ unlängst sein Clubhaus eröffnet. Was nun viele Einwohner der kleinen Gemeinde nahe Wismar besorgt: Übernommen hat die einstige Biker-Kneipe ein gewisser Philip Schlaffer – der war bis vor kurzem Geschäftsmann in der rechtsextremen Szene, nun ist er Mitglied in dem Rockerclub. Die Kommune habe den Verkauf des Gebäudes „nicht verhindern“ können, erklärt Gägelows parteiloser Bürgermeister Uwe Wandel: Das Immobiliengeschäft „lief von privat an privat“.

„Wir wissen, dass dem Motorradclub Rechtsextreme angehören“, sagt Falk Jonischkies vom Schweriner Innenministerium. In der Region, befürchtet er, könnte nun eine Mischszene entstehen. Diese Überschneidungen beobachtet auch Rena Kenzo vom Forschungsnetzwerk Frauen und Rechtsextremismus: Rockerclubs kämen als hierarchisch strukturierte Männerbünde rechtsextremen Denkmustern entgegen. Dazu komme „die große Gewaltaffinität einiger Rockergruppen“, so Kenzo.

Von der Gewaltbereitschaft Schlaffers und der Seinen konnte sich mancher vor vier Jahren ein Bild machen: Während einer Protestaktion gegen Schlaffers „Werwolf-Shop“ stürmten rechte Kameraden, bewaffnet mit Baseballschlägern, auf die Demonstranten los. Anwesende Polizisten mussten ihre Dienstwaffen ziehen, um die Angreifer zu stoppen.

Auf ihrer Website präsentiert sich die „Schwarze Schar“ überraschend politisch: Vollmitglied könne demnach nur werden, wer sich zu seiner „deutschen Herkunft“ bekenne. Der Name „Schwarze Schar“ dient demnach nicht als Möglichkeit, diesen mit „SS“ abkürzen zu können: Vielmehr beruft sich die 2008 gegründete „Schar“ auf das „Freikorps“ des „‚Schwarzen Herzog‘ Friedrich Wilhelm von Braunschweig“, das gegen die „französische Besatzung Deutschlands“ gekämpft habe.