KOMMENTAR: EMILIA SMECHOWSKI ÜBER DEMOS GEGEN POLIZEIGEWALT
: Eine sich wiederholende Schleife

Ob die Demo unter anderen Umständen friedlich verlaufen wäre? Eher nicht

In Göttingen ist es gekommen, wie es kommen musste: Wie immer bei einer Demonstration gegen Polizeigewalt, griff die Polizei zu Gewalt. Für die etwa 650 anwesenden Aktivisten muss es die perfekte Bestätigung gewesen sein.

Insbesondere wenn linke Gruppierungen demonstrieren, versuchen die Beamten, mit repressiven Mitteln willkürlich die Versammlung zu stören. Schlagstöcke und Reizgas werden eingesetzt, besonders auffällige und bekannte Aktivisten werden, oft ohne hinlänglichen Grund, festgenommen. Eine gewisse Willkür seitens der Staatsgewalt scheint offensichtlich: Eine Legitimation für die Aktivisten, gegen eben jene „polizeiliche Willkür“ zu demonstrieren.

Dennoch: So einfach und klar sind die Fronten nicht. Nicht alle Demonstranten aus dem linken Milieu wollen friedlich protestieren, manch einer mag sogar absichtlich die Polizeigewalt herausfordern, um dann sagen zu können: „Seht ihr? Was habe ich gesagt?“ Auch am Samstag in Göttingen war es nicht nur die Polizei, die sich aggressiv zeigte – die Demonstranten, die Beamte mit Fahnenstangen attackierten, machen das deutlich. Und so wird der Konflikt, der gerade in Göttingen sehr lebendig ist, zu einer sich ständig wiederholenden Schleife. Ob die Versammlung tatsächlich friedlich verlaufen wäre, wenn es den Polizeieinsatz nicht gegeben hätte? Man mag es bezweifeln.