Razzia nach Neonazi-Angriff

RECHTSEXTREMISMUS Nach einem Überfall von Neonazis auf eine DGB-Veranstaltung am 1. Mai in Husum hat die Polizei am Dienstag 34 Wohnungen durchsucht. Den Neonazis wird Landfriedensbruch vorgeworfen

Über 100 Beamte waren bei den Durchsuchungen in Schleswig-Holstein im Einsatz

Am Dienstag morgen standen Polizeibeamten vor 34 Wohnungen von Neonazis. Die Staatsanwaltschaft Flensburg wirft ihnen vor, am 1. Mai in Husum eine DGB-Veranstaltung angegriffen zu haben. Bei dem Angriff hatten Passanten Jens Lütke, den NPD Vorsitzende in Schleswig-Holstein, erkannt. „Ich gehe davon aus, dass Herr Lütke zu den Beschuldigten zählt“, sagt Ulrike Stahlmann-Liebelt, Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft.

Über 100 Beamte waren bei den Durchsuchungen in ganz Schleswig-Holstein im Einsatz. Sie stellten Mobiltelefone und Laptops sicher. Die Neonazis, so Stahlmann-Liebelt, stehen im Verdacht des Landfriedensbruchs.

Per Telefon hatten die Neonazis den Angriff geplant. „Die wussten genau, wann sie kommen mussten, um uns ungehindert anzugreifen“, sagte Klaus Kasparek vom DGB-Kreisverband Nordfriesland. Ihn wunderte aber auch das Verhalten der Polizei. Denn ein Autokonvoi von Rechten war Beamten auf der A 7 schon eine Stunde vor dem Angriff aufgefallen.

Als der Konvoi mit rund 40 Neonazis in Husum stoppte, schritt die Polizei nicht ein. „Wir wussten nicht, wo die hin wollten“, sagte Holger Diehr, Pressesprecher der Polizei Husum. Als der Zielort erkennbar wurde, seien eiligst Polizeikräfte zusammengezogen worden. Die Rechten marschierten da schon mit Transparente und Gegröle durch die Straßen.

Bei der DGB-Veranstaltung vor dem Speicher am Hafenbecken lief da noch der Aufbau. Die rechte Gruppe zerstörte Infostände und warf Stühle ins Hafenbecken. Ein Neonazi schlug ein Mitglied der Linkspartei mit einem Stock nieder. Erst später konnte die Polizei einen Teil der Gruppe festsetzen. ANDREAS SPEIT