HETZE: Drohungen gegen das Kino 46

Weil es Filme über Homosexualität und Juden zeigt, hat das kommunale Kino Drohbriefe erhalten. Darin werden für die kommende Woche Anschläge angekündigt

Verschreckt wirken im Kino 46 nur die Figuren im Wandgemälde Bild: THA

Anonyme Drohbriefe, möglicherweise von Rechtsextremen, hat das Kino 46 erhalten. Zwischen dem 2. und 8. August werde man Kinosaal und Vorführraum "zerstören", heißt es darin - wenn das Kino nicht aufhöre, Filme über "die Krankheit Homosexualität" und "das verbrecherische Judentum" zu zeigen.

Der erste Brief kam bereits im März: "Das "schändliche Treiben" wolle man "schnell und dauerhaft unterbinden", wenn das Kino den Forderungen nicht Folge leiste. Die Kinobetreiber meldeten die Drohungen der Polizei, stellten Strafanzeige.

"Klare Sache" sei es gewesen, dass man die Programmarbeit nicht ändere, sagte Geschäftsführer Karl-Heinz Schmid bei einer Pressekonferenz am Freitag. Ende Juni kam der zweite Brief "ähnlichen Duktus'", wie er es nennt. Darin werden die Drohungen präziser, Anschläge für die kommende Woche angekündigt. Personenschäden wolle man durch diese "Warnung" vermeiden.

"Wir nehmen das ernst", sagt Schmid. Beeindrucken lasse sich die Kino-Geschäftsführung und der Trägerverein "Kommunalkino Bremen" dennoch nicht. Der Betrieb läuft weiter - mit schwul-lesbischen Filmen, Filmen zu jüdischen Themen und dem jährlich stattfindenden "Queer Film Festival".

Zum Schutz von ZuschauerInnen und MitarbeiterInnen haben Kino und Polizei Sicherheitsvorkehrungen getroffen.

An die Presse gehen wollte man mit den Drohungen in Rücksprache mit Polizei und Beratungsstellen ursprünglich aber nicht. In einem Schreiben hatte Geschäftsführer Schmid die Mitglieder des Kino 46 informiert - das allerdings wurde verschiedenen Medien zugespielt, auch der taz. Die hatte auf Bitte des Kinos hin von einer Berichterstattung zunächst abgesehen. Nach Berichten bei Radio Bremen und im Weser Kurier lud das Kino am Freitag dann doch zur Pressekonferenz. "Kein Forum" habe man den VerfasserInnen geben wollen, sie sollten sich "weder wahr- noch ernst genommen" fühlen, sagte Schmid dort. Zudem fürchte man, Berichte könnten eher zu Übergriffen ermutigen als abschrecken und Trittbrettfahrer anziehen.

Wie die Drohbriefe einzuschätzen sind, ist fraglich. Bei der Bremer Polizei ermittelt die Abteilung Staatsschutz. Nähere Angaben macht die Polizei dazu nicht. Fraglich ist auch, ob die Drohungen wie vermutet auf Rechtsextremisten zurückgehen. Die Schreiben sind in Niedersachsen abgestempelt. "Autonome Nationalisten" gewinnen dort tatsächlich immer mehr an Boden. Dem Rechtsextremismus-Experten Andreas Speit zufolge, der die Szene seit langem beobachtet, sind die Themen Homosexualität und Juden für diese allerdings "eher untypisch". Gleiches gelte fürs Briefeschreiben: "Dafür sind die zu jung. Wenn die jemanden bedrohen wollen, schicken die eine E-Mail."

Das Kino 46 bittet derweil um Unterstützung und lädt dazu ein, es in der kommenden Woche möglichst zahlreich zu besuchen. "Wir wollen Präsenz zeigen", sagt Schmid, "es macht einen Unterschied, ob zehn oder hundert Leute im Kino sitzen." Denn: "Je mehr Leute hier sind, um so sicherer ist es."

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