KOMMENTAR: KLAUS WOLSCHNER ÜBER DIE AWO: Ganz normal insolvent

Die Beinahe-Pleite könnte gegen alten Filz helfen

Früher wäre das nicht passiert. Denn die Arbeiterwohlfahrt ist ja im Grunde die SPD im Gewande eines gemeinnützigen Vereins. Und wenn der Probleme mit einer teuren Immobilie hat, dann ist es in Bremen eine nahe liegende Idee, dass die SPD-regierte Stadt das Problem ganz einfach übernimmt.

AWO-intern herrschte genauso die Solidarität der Genossen. Der Geschäftsführer Hans Taake hat bei Immobilien-Verträgen in die eigene Tasche gewirtschaftet - nie hat die AWO von ihm Schadensersatz gefordert oder ihn vor Gericht gebracht. Seit Jahren wird stattdessen über seine "Altlasten" gejammert, auf Deutsch: Die AWO-Betriebe erwirtschaften nicht genug, um ihre Miete bezahlen zu können. Dafür haftet kein Geschäftsführer mit seinem Kopf, jedenfalls nicht bei der AWO. Und auch der teure externe Sanierer, der auf Tagessatz-Basis engagiert wurde, um die Arbeit der Geschäftsführung zu machen, hat es offenbar nicht hinbekommen - trotz Auslagerung wesentlicher Betriebsteile und Konkurs der AWO-Tochterfirma ASC. Trotz Lohnverzicht und der angenehmen Steuerbefreiung, die die AWO als gemeinnütziger Verein genießt.

Irgendwas scheint faul bei dem Unternehmen AWO. Und das nicht nur in Bremen. Die Berliner AWO hat vor wenigen Monaten genauso Konkurs angemeldet. Man sollte darüber nachdenken, soziale Arbeit nicht mehr nach dem scheinheiligen alten Muster des Genossen-Vereins zu organisieren. Dabei könnte der Konkurs helfen.

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