Hamburg sucht IntendantIn: Eigenwillige Kämpferin

Die Kölnerin Karin Beier könnte neue Schauspielhaus-Intendantin werden. Ein Vertrag der Kulturbehörde liegt ihr vor. Ob sie ihn unterschreibt, ist noch offen.

Ambitioniert und gar nicht pflegeleicht: Karin Beier. Bild: dpa

HAMBURG taz | Ja, sie habe ein Angebot aus Hamburg vorliegen. Und nein, Konkretes könne sie noch nicht dazu sagen. Kurz und bündig fiel am Mittwochabend die Stellungnahme der Kölner Schauspielhaus-Intendantin Karin Beier aus, die seit Tagen als Top-Kandidatin für das hiesige Schauspielhaus im Gespräch ist.

Auf einen Abendblatt-Artikel hin hatte Kultursenator Reinhard Stuth (CDU) am Mittwoch öffentlich gemacht, dass er Beier einen Vertragsentwurf von der Spielzeit 2013/2014 an vorgelegt habe. "Ob und wann sie unterzeichnet, liegt jetzt bei Frau Beier", sagte Behördensprecher Stefan Nowicki.

Ihr Interesse an einem Wechsel hatte Beier bereits im Dezember 2010 bekundet. "Ich kann nicht ewig in Köln bleiben", hatte sie dem Spiegel da gesagt, sich zu konkreten Hamburger Konditionen aber nicht geäußert.

Die sind delikat. Denn das Haus soll jährlich 1,2 Millionen Euro sparen. Nach dem Kulturgipfel im Oktober wurde die Summe bis 2013 gestreckt. "Über den endgültigen Sparbeitrag soll die neue Intendanz entscheiden", sagte Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU). Verbindlich festzurren könnte der jetzige Senat daher wenig, weiß doch niemand, wie der Haushalt der am 20. 2. zu wählenden Regierung aussehen wird.

Trotzdem wird Stuth die Personalie Beier wohl am kommenden Montag im Aufsichtsrat des Schauspielhauses präsentieren - und vermutlich Beifall finden: Beier, die seit den Achtzigern mit rasanten Shakespeare-Inszenierungen in Köln auffiel, gilt als Shooting Star, der mehrfach zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurde und auch Polit-Theater nicht scheut: Im Oktober 2010 brachte sie ein Jelinek-Stück heraus, das mit dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs abrechnete und ein Zitat des Oberbürgermeisters einspielte, der sich nicht verantwortlich fühlte.

Auch gegen groß dimensionierte Neubau-Pläne für das Kölner Schauspielhaus wehrte sie sich vehement und erfolgreich, als klar wurde, dass sie dies Produktionsgelder kosten könnte. Dabei hat sie das Kölner Haus ganz nebenbei auch künstlerisch in die erste Liga gespielt. Und sie hat ein klares Ethos: Beier würde eher zurück in die freie Szene gehen, als ihr Haus für Geld mit Musicals zu bespielen.

Ja, es gebe Politiker, die Haushalte sanieren wollten, indem sie der Kultur die Mittel kürzten, sagt sie. Das seien aber "Wunschvorstellungen" von Leuten, die nie ins Theater gingen. Wie viel Geld sie für Hamburgs Schauspielhaus fordern wird, ist indes offen. Fordern könnte sie manches: Die Stelle ist seit dem Abgang Friedrich Schirmers im September vakant, und Hamburg sucht dringend Ersatz.

Kritik an der Entscheidungsfindung übte derweil Kulturpolitikerin Christel Oldenburg (SPD). "Vor der Wahl einen Intendanten zu verpflichten ist schlechter Stil", sagte sie. Allerdings habe OB-Kandidat Olaf Scholz (SPD) inzwischen mit Stuth besprochen, "dass es gut ist, das Prozedere so weit vorzubereiten, dass nach der Wahl schnell entschieden werden kann".

Auch wer das Schauspielhaus bis 2013 leiten könnte, ist noch offen. Das werde man entscheiden, sobald ein Intendant gefunden sei, hieß es aus der Behörde.

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