Streit über Baumfällungen: Kahle Stellen

Für Bauausstellung und Gartenschau in Wilhelmsburg sei mehr gerodet und zugeschüttet worden als angekündigt, kritisiert der BUND und verlangt Ersatz.

Schock für den BUND: Sandaufschüttungen für die Internationale Bauausstellung in Wilhelmsburg. Bild: BUND

HAMBURG taz | Die Kritik an der Art und Weise, wie das Zentrum Wilhelmsburgs umgemodelt wird, reißt nicht ab. Der Umweltverband BUND hat dem Senat sowie den Büros der Internationalen Bauausstellung (IBA) und der Internationalen Gartenschau (IGS) vorgeworfen, sie hätten in weit größerem Umfang Baume gefällt und Boden aufgeschüttet als angekündigt gewesen sei. Der Umgang mit Natur, Landschaft und Öffentlichkeit werde dem Anspruch der beiden großen Ausstellungen, insbesondere im Falle der IBA, nicht gerecht. "Das sind internationale Veranstaltungen", sagt Harald Köpke vom BUND, "da muss mit anderen Maßstäben gemessen werden".

Der BUND hatte Luftbilder von dem Gebiet der IGS machen lassen, in dem auch Projekte der IBA gebaut werden. Was sie sahen, hat die Umweltschützer schockiert: Kahle Stellen und vor allem breite helle Streifen prägen das ehemals verwilderte, dicht bewachsene Gebiet.

Sind für die Gartenschau schon 2.000 Bäume gerodet worden, müssten nun für die IBA mindestens 400 weitere Bäume gefällt werden. Dazu kämen Sandaufschüttungen - die hellen Streifen - die in dieser Massivität nicht absehbar gewesen seien.

In zwei Jahren wird in Wilhelmsburg eine Internationale Gartenbauausstellung (IGS) eröffnet. Sie wird verzahnt mit der Präsentation einer Internationalen Bauausstellung (IBA).

Die IGS wird in dem Kleingarten- und Waldgelände im Zentrum des Stadtteils ausgerichtet. Ihr Motto lautet "In 80 Gärten um die Welt". Am Ende soll ein gut nutzbarer Park übrig bleiben.

Die IBA greift zum Teil in das gleiche Gebiet ein, indem sie dort etwa zukunftsweisende Wohnungen baut. Ihr Thema sind Metropolen im 21. Jahrhundert und die Aufgaben, die sie zu meistern haben: Multikulturalität, Klimaschutz, Umgang mit Rand- und Übergangszonen.

"Offenbar wurden im Windschatten von Koalitionsbruch, Wahlkampf und Regierungsbildung auf dem Gelände Fakten geschaffen, die weit über die angekündigten Eingriffe hinaus gehen", kritisiert BUND-Landesgeschäftsführer Manfred Braasch. Zwar bringe jede Gartenschau oder Bauausstellung Veränderung

en mit sich. Diese müssten aber der Öffentlichkeit verständlich dargestellt, rechtlich abgesichert und korrekt ausgeglichen werden. Bei den Ausgleichsplanungen seien insbesondere die Sandaufschüttungen in dieser Größe nicht berücksichtigt worden. Zumindest fänden sich im Bebauungsplan keine konkreten Aussagen dazu.

Die Stadtentwicklungsbehörde verweist auf eben diesen Plan. Er soll es ermöglichen, ein Sport- und Freizeitzentrum und einen Lärmschutzwall zu bauen. Darin ist ein Ausgleichsbedarf von 13,3 Hektar genannt und auch ein Bündel von Flurstücken im östlichen Wilhelmsburg, das dafür herhalten soll.

Köpke vom BUND findet jedoch, dabei werde zum Schaden der Natur gerechnet: Die Planer bewerteten den neu geschaffenen Boden gleich hoch wie den gewachsenen, der jetzt unter einer bis zu zwei Meter dicken Schicht aus Sand und Erde begraben sei.

Die IBA wehrt sich gegen den Vorwurf, über die Maßen Bäume zu fällen, mit dem Hinweis, es seien "weit unter 100 Bäume gefällt" worden, um dafür 160 Wohnungen zu bauen. Köpke dagegen zitiert Unterlagen für den Hauptausschuss der Bezirksversammlung Mitte vom Februar. Demnach müssten für Häuser, Sportstätten und neue Gewässer mindestens 400 Bäume fallen.

Die IGS rechnet damit, weitere 80 Bäume fällen zu müssen, falls ein Bähnchen für die Besucher gebaut werden sollte. Außerdem könne es sein, dass im Laufe der Planung einzelne weitere Fällungen beantragt werden müssten.

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