Kommentar Münzviertel: Partizipation wird Farce

Wenn die Stadt die Chance nicht nutzt und langjährige ehrenamtliche Arbeit der Bewohner vom Tisch wischt, wird Bürgerbeteiligung zur Farce.

Im Münzviertel zeigt sich die Kehrseite der Gentrifizierung. Einerseits trennen Bahntrasse, Verkehrsachsen und Lärm das Viertel (noch) weitgehend vom Aufwertungsprozess des benachbarten St. Georg. Hier finden sich die letzten günstigen innenstadtnahen Wohnungen. Andererseits ist auch hier die Verdrängung präsent: Das Viertel fängt die Effekte der Gentrifizierung anderer Stadtteile auf, aus denen viele soziale Einrichtungen ins Münzviertel wanderten.

Dennoch arbeiten die Münzviertel-Bewohner an Konzepten für alle Nutzer des Viertels. Sie haben mit dem Werkhaus ein Integrationskonzept erarbeitet, das auch der Bezirk unterstützt. Weil die Schulbehörde das Projekt aber nicht will, sieht der Bezirk kaum noch Chancen, das Vorhaben umzusetzen.

Fachamtsleiter Michael Mathe schlägt daher eine "Denkpause" vor. Ende des Sommers soll die Suche nach neuen Möglichkeiten für eine andere Projekt-Idee beginnen. Wenn die Stadt die Chance nicht nutzt und langjährige ehrenamtliche Arbeit der Bewohner vom Tisch wischt, wird Bürgerbeteiligung zur Farce. Wenn Bänke auf dem Münzplatz erwünscht sind, die Institutionalisierung kollektiver Bemühungen in einer Schule, in der sich soziale Einrichtungen, Pädagogen, Aktivisten und Künstler zusammenschließen, aber nicht: dann ist es um Partizipation schlecht bestellt.

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studierte Politikwissenschaft, Philosophie und Ethnologie in Potsdam, Berlin und Mexiko-Stadt und schreibt seit 2009 für die taz. Sie volontierte bei der taz in Hamburg, war dort anschließend Redakteurin, Chefin von Dienst und ab Juli 2017 Redaktionsleiterin. 2019 wechselte sie in die Produktentwicklung der taz und ist verantwortlich für die Digitalisierung der täglichen taz.

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