„Man braucht langen Atem“

50 Jahre Ostermarsch – eine Bewegung im Wandel

■ war 1960 einer der Ostermarsch-Initiatoren und gehört heute zur Partei Die Linke. Foto: Privat

taz: Herr Bethge, sind die Ostermärsche noch zeitgemäß?

Horst Bethge: An einem Ziel hat sich nichts verändert: die Abschaffung der Atomwaffen. Das ist eine aktuelle Frage. Im Koalitionsvertrag von CDU und FDP steht, dass die Bundesregierung sich bemühen will, die letzten 20 verbliebenen Atomraketen auf deutschem Boden abziehen zu lassen. Außerdem wurde bei der UNO-Abrüstungskonferenz die Reduktion der Atomwaffen um ein Drittel vereinbart. Das zeigt, dass man einen langen Atem braucht. Die Friedensbewegung gibt es seit 50 Jahren.

Was hat sich seither verändert?

Es gibt ein breiteres Bewusstsein dafür, dass Atomwaffen und Kriege keine Probleme lösen. Das war damals nicht so. Die ersten Ostermärsche fanden zu einer Zeit statt, als niemand auf der Straße demonstrierte. Damals war man als Demonstrant ein Aufrührer. Heute gehören Demonstrationen selbstverständlich zur Demokratie dazu.

Haben die Ostermärsche ein Nachwuchs-Problem?

Jein. Es sind Junge genauso dabei wie Alte. Heute haben die Jungen eine größere Protestbereitschaft. Beim Einmarsch im Irak beispielsweise wurden trotz der Frühjahrsferien in Hamburg per Internet und Mundfunk schnell 15.000 Schüler mobilisiert. Man protestiert spontan. Das ist beim Ostermarsch auch manchmal der Fall, aber es sagen auch einige der Jungen: Zu den Sitzungen des Friedensforums, da muss ich nicht hin. INTERVIEW: KLI

Diskussion: 50 Jahre Ostermarsch – Bewegung im Wandel, CVJM-Haus, An der Alster 40, 19:30 Uhr