Tumult und Abbruch

ST. PAULI MUSIC HALL Diskussion um Zukunft der Rindermarkthallen nach Anwohnerprotest beendet

Die öffentliche Anhörung verlief anders als geplant: Den Auftakt zu einer dreiteiligen Veranstaltungsreihe über die Zukunft der ehemaligen Rindermarkthallen am Neuen Kamp sollte am Dienstagabend eine Diskussion mit Bürgerbeteiligung bilden. Geladen hatte dazu der Bezirk Mitte. Statt aber die Diskutanten auf dem Podium zu Wort kommen zu lassen, ergriffen die Gegner der geplanten Musikhalle das Wort – teils aber lärmten sie auch schlicht.

Die Folge: Nach 20 Minuten brach Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD) die Diskussion ab und räumte das Feld zugunsten eines „Workshops zur Wunschproduktion“ der Recht-auf-Stadt-Aktivisten. „Undemokratisch“ nannte Schreiber (SPD) deren Vorgehen. An einer sachlichen Diskussion seien „diese Leute“ nie interessiert gewesen. Bürgerbeteiligung solle es auch weiterhin geben – allerdings nicht mehr in Form öffentlicher Veranstaltungen, so berichtete gestern Nachmittag der NDR.

„Es ist keine echte Beteiligung, wenn es bereits eine Vorfestlegung gibt, was mit dem Areal passieren soll“, sagt dagegen Palle Schlüter von der Anwohner-Initiative. In einem 44-seitigen Exposé sei von der Music Hall GmbH als Betreiberin die Rede, Flächenanteile für Gastronomie und Handel seien bereits konkret beziffert. Schlüter verlangt „einen Planungsstopp“.

Eine stärkere Ausrichtung am Anwohnerinteresse fordert auch Christiane Hollander vom Verein Mieter helfen Mietern: Dem Stadtteil fehle es nicht an Events und Gastronomie, sondern an Freiräumen und Wohnungen.

Farid Müller, GAL-Bürgerschaftsabgeordneter für St. Pauli, sieht eine Mitschuld bei der SPD: Jene im Bezirk Mitte habe stets die Konzerthalle in den Vordergrund gestellt, dadurch sei im Viertel der Eindruck entstanden, diese Pläne seien gesetzt. Zwar brauche Hamburg durchaus eine Konzerthalle in der geplanten mittleren Größe, so Müller. Die aber ausgerechnet an einem Ort anzusiedeln, „an dem es so viele Großveranstaltungen und andere Probleme gibt“, sei doch fraglich. LKA