„Brain-Drain aus Afrika “

Vortrag über afrikanische Migration nach Europa

■ hat u. a. in Kiel studiert und erforscht als Vize-Direktor des Hamburger Giga-Instituts sozioökonomische Herausforderungen der Globalisierung Foto: privat

taz: Herr Kohnert, warum schottet sich die Europäische Union so stark gegen Migranten aus Afrika ab?

Dirk Kohnert: Das ist der Versuch, das rechte Wählerspektrum zu bedienen. Da wird Politik gemacht, die sich an Stammtischgesprächen orientiert. Das Bild des afrikanischen Migranten lässt sich gut instrumentalisieren. Ihm sieht man seine Fremdheit an der Hautfarbe an.

Wer lässt sich von diesem Zerrbild beeindrucken?

Gerade unqualifizierte Arbeitslose fürchten, dass ihnen die Zuwanderer Arbeitsplätze wegnehmen könnten. Ökonomische Studien aber zeigen, dass die Migranten kaum einen Einfluss auf deren Arbeitssituation haben. Wir haben es ja eher mit einem Brain-Drain aus Afrika zu tun. Auf den Weg in die EU machen sich eher die Qualifizierten.

Wie viele sind das jedes Jahr?

Insgesamt machen Migranten aus Afrika den geringsten Teil der Zuwanderer in der EU aus. Weitaus mehr kommen aus Osteuropa. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit schätzt, dass etwa 20.000 bis 35.000 Afrikaner jedes Jahr nach Deutschland zuwandern. Die Attraktivität der EU als Zielregion nimmt aber bei den Schwarzafrikanern weiter zu.

Was sollte Deutschland ihrer Meinung nach machen?

Irregulär Zugewanderte sollten legalisiert werden. Es ist nicht einzusehen, warum in Hamburg Waren frei verkehren dürfen, Menschen aber nicht.INTERVIEW: VWA

Vortrag: 20 Uhr, Institut für Sozialforschung, Mittelweg 36