„Reichtum verpflichtet“

Wie man seinem Erbe einen Sinn geben kann

■ Psychiater, Stifter der Bewegungsstiftung und Mitgründer von „Vermögende für eine Vermögensabgabe“Foto: privat

taz: Herr Lehmkuhl, macht Geld glücklich?

Dieter Lehmkuhl: Die Zufriedenheit steigt ab einer gewissen Einkommensgrenze nicht mehr. Mein Leben wäre ohne das Erbe sicher nicht wesentlich anders verlaufen, da ich als Arzt immer mein Einkommen hatte.

Hat das Geld Sie dann eher belastet?

Vermögen gibt eine materielle Sicherheit. Wenn man aber eine linksliberale Einstellung hat, kann man in Gewissenskonflikte kommen. Mit dem Alter bemühe ich mich, verantwortlicher mit meinem Erbe umzugehen.

Wie übernehmen Sie konkret mit Ihrem Erbe Verantwortung?

Ich habe alle Wertpapiere in ökologische und sozial verträgliche Anlagen umgeschichtet. Außerdem arbeitet nicht Geld für mich, sondern das machen Menschen. Das heißt: Die Renditen fließen in Stiftungen und Spenden.

Welche Themen liegen Ihnen da besonders am Herzen?

Krankheiten behandelt man am besten ursächlich. Besonders wichtig sind mir deshalb Umwelt- oder Menschenrechts-Projekte, die auf politischen oder sozialen Wandel abzielen.

Was raten Sie anderen Erben?

Auch wenn es eine individuelle Entscheidung ist: Erbe ist nicht der eigene Verdienst. Reichtum hat eine gesellschaftliche Verantwortung. INTERVIEW: VWA

„Dem Erbe Sinn verleihen, aber wie?“ Diskussion der taz mit Ise Bosch (filia Frauenstiftung), Georg Pohl (Gemeinnützige Treuhandstelle HH) und Dieter Lehmkuhl, 19 Uhr, Alfred-Schnittke-Akademie, Max-Brauer-Allee 24.