Abi oder Abschiebung

FLÜCHTLINGSKINDER Die Dokumentation „Die Geduldeten“ begleitet minderjährige Flüchtlinge

Die Kräfte der Integration und die Kräfte, die ihr entgegenwirken, macht Natascha Breuers’ und Ralf Jesses Dokumentation „Die Geduldeten“ sichtbar. Über einen Zeitraum von zwei Jahren haben die Filmemacher Kinder und Jugendliche begleitet und beobachtet, wie sie hier ankommen und eine neue Welt und Sprache kennenlernen. Erzählt wird aber ebenso von den Erfahrungen, die diese Menschen mit den Gesetzen jenes Landes machen müssen, in das sie gekommen sind, ohne es gewollt zu haben – die Entscheidung, hierher zu kommen haben andere für sie getroffen: längst gestorbene oder inhaftierte Eltern, die glauben, die richtige Wahl für ihre Kinder getroffen zu haben.

So muss der 16-jährige Mamadou lernen, dass der Kölner Karneval zwar alle Menschen gleich macht, die Kölner Ausländerbehörde aber genau unterscheidet. Seit drei Monaten lebt der Teenager in einem Lager für Asylbewerber. Eingesperrt zu sein kennt er. Vor seiner Flucht saß er monatelang in Guinea im Gefängnis.

Die Schwestern Nora und Otilya, 16 und 18 Jahre alt, sind schon vier Jahre in Deutschland. Nachdem sie im Anschluss an die Flucht aus dem Kongo ein halbes Jahr getrennt waren, leben sie nun ein einem Kinderheim in Düsseldorf. Dort bereiten sie sich auf ihr Abitur vor. Ob sie das bekommen, ist unklar. Noch warten die Schwestern auf den Ausgang der Klage gegen die drohende Abschiebung in den durch den Krieg gezeichneten Kongo.

Nora, Otilya und Mamadou sind nicht allein. Schätzungen gehen von bis zu 10.000 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in Deutschland aus. Über deren Situation wird im Anschluss an den Film mit den RegisseurInnen, Dr. Frank Kwaw Codjoe von der African German Network Association sowie einer VertreterIn der Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz. MATT

■ Do, 1. 7., 19 Uhr, Metropolis, Steindamm 54