Mütter bleiben zu Hause

ARBEITSWELT Viele Eltern würden gern arbeiten, finden aber Job und Familie schwer vereinbar. Immer noch sind weniger Mütter erwerbstätig als Väter

Unter Hamburgs Eltern sind 221.000 verheiratet, 22.000 leben in Partnerschaften, 44.000 erziehen allein.

■ Ausländer sind 24 Prozent; sie sind häufiger arbeitslos als deutsche Eltern.

■ Gern arbeiten würden 66 Prozent der nicht erwerbstätigen Väter und 39 Prozent der Mütter.

■ Überwiegend durch private oder staatliche Unterhaltszahlungen bestreiten ihren Lebensunterhalt 41 Prozent der Mütter und zehn Prozent der Väter.

■ Von Hartz IV leben 31 Prozent der allein erziehenden Mütter.

Werden aus Männern und Frauen Eltern, leben alte Rollenmuster wieder auf: Der Mann geht arbeiten, die Frau bleibt zu Hause. Viele Mütter würden gerne arbeiten, bleiben aber zu Hause, weil sie Kinder betreuen oder Angehörige versorgen müssen. Das ist ein zentrales Ergebnis der Studie „Wie leben und arbeiten Hamburgs Eltern?“, die das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) im Auftrag der Handelskammer erstellt hat.

Hintergrund der Untersuchung ist die Erkenntnis, dass das Arbeitskräftepotenzial in Hamburg wegen des demografischen Wandels stark abnehmen wird. Zwar wird die in Hamburg besonders niedrige Rate von 1,25 Geburten pro Frau durch Zuwanderung mehr als ausgeglichen. Trotzdem fürchtet der Senat, dass der Wirtschaft über kurz oder lang insbesondere die qualifizierten Arbeitskräfte ausgehen werden. Er hat eine Allianz für Familien initiiert, die Arbeit und Familie leichter vereinbar machen soll. Neben Kirchen, Gewerkschaften und Unternehmen ist auch die Handelskammer beigetreten. Die HWWI-Studie sollte Aufschluss über die Lage der Familien und über Handlungsmöglichkeiten geben.

Die Autorinnen der Studie, Christina Boll und Nora Reich, stellen fest, das 85 Prozent der Väter aber nur 54 Prozent der Mütter sich überwiegend selbst ernährten. Mütter seien viel weniger häufig erwerbstätig als Väter und Kinderlose. In der stärksten Altersgruppe der 40- bis 44-jährigen hätten 71 Prozent der Mütter einen Job – aber 91 Prozent der Väter. „Bedenkt man, dass fast die Hälfte der nicht erwerbstätigen Mütter und Väter gut bis sehr gut qualifiziert sind, stellt die Gruppe der nicht erwerbstätigen Eltern mit 37.590 Personen ein beträchtliches Fachkräfte-Reservoir dar, das es zu nutzen gilt“, schreiben Boll und Reich.

„Dass da so viel Potenzial brachliegt, war uns in dieser Deutlichkeit nicht bewusst“, sagt Handelskammer-Geschäftsführerin Corinna Nienstedt. Die Kammer wolle jetzt noch stärker versuchen, auf die Bedürfnisse von Eltern einzugehen und speziell bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen für flexible Arbeitszeitmodelle werben. Großfirmen wendeten solche zu weiten Teilen schon an. Die Kammer will als nächstes die Kinderbetreuung während der Kita-Ferien verbessern. GERNOT KNÖDLER