Lesetage ohne Vattenfall

UMWELTSCHUTZ Umweltaktivisten und Pädagogen rufen zu Alternativ-Veranstaltungen auf, um den AKW-Betreiber als Sponsor zu vertreiben

„Die Verbindung Vattenfall und Lesetage passt uns einfach nicht“

RALPH BUSCH, DEUTSCHLEHRER

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ruft zum Boykott der Vattenfall Lesetage auf. Unter dem Motto „Lesetage selber machen – Vattenfall Tschüss sagen“ haben sich Umweltaktivisten, Pädagogen und Kulturschaffende zusammengeschlossen. Sie fordern dazu auf, sich an Alternativ-Projekten zu beteiligen, anstatt Vattenfall eine Plattform für grüne PR zu geben. „Ebenso wie es saubere Alternativen zum dreckigen Stromanbieter Vattenfall gibt, wollen wir eine Alternative zu deren Greenwashing bieten“, sagt Hans-Peter Weymar von den „Unternehmern gegen Atomkraft“. Die Vereinigung will sich am Alternativprogramm beteiligen, dabei ist auch das Stadteilzentrum Gemeinwesenarbeit St.Pauli.

Vattenfall als Betreiber der Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel stößt nicht nur bei Atomkraftgegnern auf Ablehnung. Den Lehrergewerkschaftern ist auch das im Bau befindliche Kohlekraftwerk in Moorburg ein Dorn im Auge. Nach Inbetriebnahme würde laut GEW das Klima mit jährlich rund neun Millionen Tonnen CO2 belastet. „Das ist etwa die Hälfte dessen, was Hamburg bisher insgesamt in die Atmosphäre entlässt“, heißt es im GEW-Beschluss. Mediziner warnten vor einer deutlichen Zunahme von Gesundheitsschäden, welche insbesondere Kinder treffen würden.

Anders als bei Vattenfall ist bei der Konkurrenzveranstaltung der Großteil der Lesungen für Kinder und Jugendliche gedacht. Auch das Gymnasium Finkenwerder beschloss in der Deutschfachkonferenz, dem Aufruf der GEW zu folgen, und plant, Lesungen von Schülern für Schüler zusammen mit den Eltern zu organisieren. „Die Verbindung Vattenfall und Lesetage passt uns einfach nicht“, sagt Deutschlehrer Ralph Busch. „Wir planen Alternativen, da wir mit dem Klimakiller einfach nichts mehr zu tun haben wollen.“

Finanzieren will die Initiative ihr Projekt durch viele Kleinspenden, „am besten eingesammelt um den jeweiligen Veranstaltungsort herum im Stadtteil“, sagt Astrid Matthiae von der Initiative „Moorburg-Trasse stoppen“. Um Spenden wollen die Organisatoren mit einem Veranstaltungsplakat werben, das aus Entwurfvorschlägen von Kindern und Jugendlichen bis zu 18 Jahren ausgewählt wird. „Es gibt bestimmt viele Geschäftsleute, die sich das ins Fester hängen und damit deutlich machen: Ich unterstütze die Aktion – und zwar nicht nur ideell, sondern auch mit einem Obolus“, sagt Matthiae. ELENA OCHOA