„Islamophobie ist en vogue“

Autor Kay Sokolowsky über das „Feindbild Moslem“

■ Der studierte Literaturwissenschaftler schreibt als freier Journalist unter anderem für die taz und die Junge Welt.  Foto: Martina Bendler

taz: Herr Sokolowsky, werden Muslime in Deutschland diskriminiert?

Kay Sokolowsky: Islamophobie ist weit verbreitet, drückt sich aber zum Glück selten in Gewalt aus. Eine verdeckte Benachteiligung ist allgegenwärtig. Menschen mit türkisch oder arabisch klingenden Namen finden schwer eine Wohnung oder einen Job.

Klingt, als wäre das einfach Fremdenfeindlichkeit.

Ja, es handelt sich um getarnten Rassismus. Religionskritik wird gegen Menschen gerichtet. Es gibt aber eine Minderheit aufgeklärter Kritiker, auch Muslime selbst, die ohne Hass auf Veränderung drängen. Ich verharmlose nicht. Politischer Islamismus ist gefährlich. Vor allem für Menschen in islamischen Ländern.

Wenn ich mich umsehe: Das lockere Miteinander junger Hamburger sieht nicht nach Alltagsrassismus aus.

Der tritt auch besonders offen dort zu Tage, wo es eigentlich wenig Opfer dafür gibt. Aber in der gesamten Gesellschaft ist islamophobes Denken inzwischen en vogue.

Was muss sich ändern?

Die kleine Minderheit an Islamisten darf nicht die Berichterstattung über alle Muslime dominieren. Ein Mord unter Verwandten ist bei Deutschen eine Familientragödie, bei Türken immer ein Ehrenmord. So entwickelt sich eine rassistischer werdende Gesellschaft. Ein fähiger Populist könnte so auch bei uns Erfolg haben, ähnlich wie Haider oder Wilders. INTERVIEW: WDE

Buchvorstellung: 19.30 Uhr, Werkstatt 3, Nernstweg 32–34