Intendantinnen-Transfer fast perfekt

KULTURPOLITIK Hamburgs Schauspielhaus-Aufsichtsrat votiert für die Kölnerin Karin Beier als künftige Chefin. Die will auch kommen. Ihren Vertrag unterschreibt sie aber vorsichtshalber erst nach der Wahl

Beier erwägt, das Hamburger und das Kölner Haus eine Zeitlang parallel zu leiten

Karin Beier wird wohl neue Intendantin des hiesigen Schauspielhauses. Dafür hat am Mittwochabend dessen Aufsichtsrat einstimmig votiert. Damit scheint das Ringen um die Nachfolge Friedrich Schirmers, der im September 2010 wegen Subventionskürzungen hinwarf, beendet. Denn die 45-jährige Beier, seit 2007 Intendantin des Schauspiel Köln, hat ihren Mitarbeitern bereits mitgeteilt, dass sie das Angebot annehmen wolle.

Noch hat sie ihren Vertrag allerdings nicht unterschrieben. Das wird sie erst nach der Wahl an diesem Sonntag tun, weil sie Hamburgs künftigen Senat nicht verprellen will.

Unklar blieb am Donnerstag auch, zu welchen Konditionen Beier antreten wird. Dass das Schauspielhaus derzeit massiv unterfinanziert sei, hatte sie bereits vor Wochen gesagt. Man kann also mutmaßen, dass sie eine zumindest moderate Erhöhung der Zuschüsse gefordert hat – ganz zu schweigen von der Rücknahme der Kürzungen von 1,2 Millionen Euro, die SPD-Bürgermeisterkandidat Olaf Scholz zugesagt hat. Kultursenator Reinhard Stuth (CDU) bestätigte am Donnerstag, dass er mit Beier eine nicht näher definierte „Ausweitung des Etats“ vereinbart habe. Beier wollte sich vor Vertragsabschluss nicht dazu äußern.

Unklar bleibt allerdings, ob Beier, wie von Stuth gewünscht, bereits 2013 in Hamburg beginnt, obwohl ihr Kölner Vertrag bis 2014 läuft und eine sensible Umbauphase umspannt. Sie könne sich vorstellen, eine Zeitlang beide Häuser parallel zu leiten, hieß es dazu aus Köln.

Einer Sorge ist das Schauspielhaus, das bis zu Beiers Antritt weiterhin Geschäftsführer Jack Kurfess und Dramaturg Florian Vogel leiten, allerdings jetzt schon enthoben: der Schließung des Jungen Schauspielhauses zugunsten einer experimentellen Spielstätte im Malersaal. Sowohl Karin Beier als auch Stuth haben sich für den Erhalt beider Sparten ausgesprochen.

Dann aber wird das gut ausgelastete Junge Schauspielhaus einen neuen Spielort brauchen. Stuth hat hierfür die Gaußstraße, in der bereits die Experimentier-Spielstätte des Thalia Theaters residiert, ins Gespräch gebracht. Finanzieren werde dies die Stadt; das sei parteiübergreifender Konsens. Will sagen: Der gilt auch nach der Wahl. PS