Schlammschlacht um Posten

CDU Trotz Verzicht von Frank Schira auf Fraktionsvorsitz wird in der Partei gerangelt. Abgeordnete streiten vor Gericht, Frauen werden ausgebootet

„Frau Suding und die FDP“, ätzt ein CDUler, „können sich bei unseren Themen und Wählerinnen bedienen“

Bei Hamburgs Christdemokraten geht es wenig sittsam zu. Nächste Woche soll in einer mündlichen Verhandlung vor dem Landgericht die Schlammschlacht zwischen den Abgeordneten Heiko Hecht und Andreas Wankum geklärt werden. Wankum hatte Hecht auf Facebook als „Mensch ohne Anstand und Charakter“ beschimpft, weil der 33-Jährige aus Finkenwerder von Noch-Partei- und Fraktionschef Frank Schira Konsequenzen nach der Wahlniederlage gefordert hatte. Er vermutete, Schira wolle den mit 13.000 Euro dotierten Posten des Fraktionschefs behalten, um „seine Pfründe zu sichern“.

Die Antwort von Schira-Freund Wankum: „Der Mann gehört in die Anstalt.“ Dagegen rief Hecht nun das Gericht an: „Ich bin Rechtsanwalt. Es ist berufsschädigend, als Irrer hingestellt zu werden.“

Das alles wäre unnötig gewesen, denn Schira hat nunmehr seinen Verzicht erklärt und liebäugelt mit einem Posten als Vizepräsident der Bürgerschaft. Zugleich spricht Schira sich nun für Sozialsenator Dietrich Wersich als Fraktionsvorsitzenden aus. Der ist bislang einziger Kandidat. Stellvertreter will der Eimsbüttler Haushaltsexperte Roland Heintze werden. Einen Konflikt gibt es indes um den zweiten Vize-Posten.

Den will der als Strippenzieher bekannte Altonaer Kreischef Hans-Detlef Roock behalten. Weil der von 56 auf 28 Mandate geschrumpften Fraktion nur noch zwei statt bislang drei Stellvertreter zustehen, ginge das zu Lasten von Partei- und Fraktionsvize Viviane Spethmann. Denn die gehört ebenso wie Wersich dem Kreisverband Nord an – gleich zwei der nur noch wenigen Posten wäre aus Sicht der anderen Parteikreise einer zu viel.

Dann wäre die Spitze der Union frauenfrei, in der Bürgerschaft sitzen eh nur noch vier Frauen. „Da freuen sich Frau Suding und die FDP“, ätzt ein Christdemokrat: „Die können sich bei unseren Themen und Wählerinnen bedienen.“ SVEN-MICHAEL VEIT