„Konflikte wie Sprengstoff“

Opferhilfe Hamburg feiert 25-jähriges Bestehen

■ 59, Studium der Psychologie und Ausbildung zum Psychotherapeuten, 1986 Mitbegründer der Opferhilfe Hamburg.

Herr Griese, Sie arbeiten seit 25 Jahren für die Opferhilfe. Was sind Ihre Schwerpunkte?

Peter Griese: Männliche Gewaltopfer sind eine Zielgruppe, die mir besonders am Herzen liegt. Es geht mir sehr nahe, wenn ich sehe, was viele erleiden mussten, bevor sie zu uns kommen. Oft geht es um Missbrauch in der Kindheit, sei es im Elternhaus oder in öffentlichen Einrichtungen, in denen die Betroffenen oft jahrelang einer Gehirnwäsche unterzogen worden sind.

Welchen ethischen Prinzipien folgt Ihre Organisation?

Unser Angebot ist sehr niedrigschwellig. Die Opfer bestimmen selbst, wie viel Unterstützung sie annehmen. Das ist wichtig, weil die Opfer von Gewalttaten extreme Hilflosigkeit erleben und dadurch traumatisiert werden. In Extremfällen entscheidet der Täter über Leben und Tod des Opfers. Wir tun alles, damit sich die Opfer wieder als selbst handelnd und autonom empfinden.

Wie grenzen Sie sich ab?

Man braucht eine solide therapeutische Ausbildung um sich distanzieren zu können. Außerdem muss man Gegengewichte setzen: Bei uns im Team wird viel gelacht. So versuchen wir, uns das Schwere leichter zu machen.

Scheitern Sie manchmal?

Wir müssen aufpassen, dass die Grenzerfahrungen der Betroffenen nicht auf die Beratungsstellen übergreifen. Die Konflikte, die die Betroffenen an uns herantragen, können wie Sprengstoff wirken. Gerade Borderliner haben die Tendenz, zu spalten. So sind schon ganze Beratungsstellen aufgemischt worden. Dort standen dann zum Beispiel die Männer gegen die Frauen. In solchen Situationen müssen wir uns bewusst machen, dass wir auf einer höheren Ebene agieren. Sonst könnte unser ganzes Team zersprengt werden. INTERVIEW: JUM

Jubiläumsveranstaltung im Altonaer Museum, 15 Uhr