„Keine Mitschuld“

Veranstaltung zu katholischem Antisemitismus

taz: Herr Blaschke, ein Vortrag über katholischen Antisemitismus in der Katholischen Akademie. Erwarten Sie Streit?

Olaf Blaschke: Es wird wohl alles im zivilen Rahmen bleiben. Meine Vorträge sind Katholiken gegenüber sehr kritisch. Ich zeige, dass auch sie antisemitisch waren. Witzigerweise stimmen mir aber gerade die Katholiken dennoch zu und untermauern meine Thesen durch eigene Beispiele.

Und Konflikte gibt es nicht?Doch, die gibt es sicherlich. Je nach Publikum auf einer mehr oder weniger wissenschaftlichen Ebene. Akademiker hängen sich dann an Begrifflichkeiten und Methodik auf, ältere Zeitgenossen haben das Bedürfnis Anekdoten aus den 30er und 40er Jahren zum Besten zu geben.

Worauf freuen Sie sich heute?Ich bin gespannt, da ich zu diesem Thema erst selten vorgetragen habe. Bisher ging es darum, wie Katholiken Juden sehen. Mich interessiert nun, was an den Vorurteilen Juden gegenüber wirklich dran ist.

Mit welchen Vorurteilen mussten Sie sich auseinandersetzen?Das bekannteste Bespiel ist die vermeintliche Schuld der Juden am Kulturkampf. Angeblich hatten sie die Presse in der Hand, haben Wucherpreise genommen und gegen Katholiken gehetzt. Mich interessiert, ob die Juden tatsächlich mitgemacht haben, die Katholiken zu verunglimpfen.

Gibt es erste Ergebnisse?

Ja. Die These, dass katholischer Antisemitismus als Reaktion auf jüdische Provokationen entstanden ist, ist nicht haltbar. Diese „Mitschuld der Juden am Kulturkampf“ widerlege ich jetzt empirisch. Auf die Reaktionen bin ich sehr gespannt. INTERVIEW: ACW

„Provokateure oder Opfer?“ – Ursachen des modernen katholischen Antisemitismus: 19 Uhr, Katholische Akademie Hamburg