Frauentag in Ägypten: Die Revolution ist ihre Chance

Zum ersten Mal findet der Frauentag in Kairo auf der Straße statt. Die Aktivistinnen fordern auf dem Tahrir-Platz, dass sich jetzt endlich auch für sie etwas ändert.

Sie waren Teil der Revolution und wollen jetzt auch was davon haben. Bild: reuters

KAIRO taz | "Wir haben den Frauentag jedes Jahr gefeiert", sagt Nawla Daroush und blickt über den Tahrirplatz im Zentrum von Kairo. "Aber es ist das erste Mal, dass wir auf der Straße feiern." Um sie drängen sich an die tausend Frauen und Männer, manche halten Transparente und fordern mehr Rechte für Frauen. Wer zu den Frauen gehört, die demonstrieren, wer mit anderen Forderungen auf den Platz gekommen ist oder aus Neugier, ist kaum zu unterscheiden.

Nawla Daroush ist Präsidentin der New Woman Foundation. "Nichts hat sich bisher verändert", sagt Daroush. In der Verfassungskommission sei keine einzige Frau vertreten gewesen. "Auf der offiziellen Ebene ist es, als wäre keine Frau an der Revolution beteiligt gewesen." Mahitab Almadi, eine Comiczeichnerin, ist deutlich euphorischer: "Während der Proteste auf dem Tahrirplatz haben wir Frauen gezeigt, dass wir da sind, dass wir eine Rolle spielen." Diese Erfahrung müsse jetzt auch zu politischen Reformen führen. "Die letzten Wochen haben so viel in diesem Land, so viel in den Köpfen der Menschen verändert", so Almadi. "Das ist unsere Chance."

Mohammed Menam und Islam Said, zwei junge Männer, stehen in der zweiten Reihe am Rand des Platzes, ein Transparent in den Händen, auf dem sie mehr Frauenrechte fordern. Beide waren an den Protesten auf dem Tahrirplatz beteiligt, heute sind sie hier, um die Frauen zu unterstützen. "Wir wechseln uns alle halbe Stunde ab", sagt Menam und deutet auf die Reihe vor ihnen, wo junge und ältere Frauen Transparente schwenken. Über die Hälfte der hier versammelten Menschen sind Männer.

"Das gab es noch nie!" ruft Leila Emam, eine junge Frau mit offenem Haar und Sonnenbrille. "Ich freu mich sehr, dass so viele Männer gekommen sind!" Auch sie ist hier, um Teilhabe und Gleichberechtigung zu fordern: gleiche Löhne, bessere Bildung, die Besetzung politischer und juristischer Ämter auch mit Frauen. "Wir haben diese Revolution mit getragen", sagt Emam, "jetzt wollen wir auch in der Post-Mubarak-Ära eine Rolle spielen. Wir wollen sichtbar sein!"

Einfach wird das nicht, und dass ist schon auf dem Tahrirplatz spürbar. Um die Frauen und ihre Unterstützer haben sich auch andere junge Männer versammelt, manche diskutieren untereinander oder mit Teilnehmern der Demonstration, andere sehen dem Protest neugierig oder skeptisch zu. "Wir teilen die Forderungen nicht", sagt Ismail Habi, ein junger Mann. "Zu Ägypten passt eine solche Rolle der Frau nicht."

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