Geiselnahme im Kongo: FAZ-Korrespondent im Kongo entführt

Nach Informationen seiner Zeitung ist der Afrika-Korrespondent der FAZ, Thomas Scheen, im Ostkongo entführt worden - von einer Miliz, die auf Seite der Regierungsarmee kämpft.

Als Scheen Angehörige von Nkundas CNDP interviewten wollte, wurde er von einer gegnerischen Miliz verschleppt. Bild: dpa

Der Afrika-Korrespondent der FAZ, Thomas Scheen, ist von Milizen im Osten der Demokratischen Republik Kongo entführt worden. "Die Frankfurter Allgemeine Zeitung bestätigt, dass ihr langjähriger Afrika-Korrespondent Thomas Scheen während der Berichterstattung aus dem Krisengebiet in Ost-Kongo zwischen die Fronten geraten ist und gefangengenommen wurde", teilte die Zeitung mit. "Alle zuständigen Stellen bemühen sich mit Nachdruck um die Freilassung Thomas Scheens. "

Nach Informationen der taz aus dem Kriegsgebiet wurde Scheen, der die belgische Staatsangehörigkeit hält, am Dienstag abend mitten im Ort Kiwandja von Kämpfern der kongolesischen Hutu-Miliz "Pareco" (Kongolesische Widerstandspatrioten) entführt. Er sei zusammen mit kongolesischen Begleitern im Begriff gewesen, Angehörige der von Tutsi-General Laurent Nkunda geführten Rebellenorganisation CNDP (Nationalkongress zur Verteidigung des Volkes) zu interviewen, als Pareco-Kämpfer in den Ort einfielen und die Gruppe mitnahmen. Wie die taz erfuhr, hatte Scheen lediglich Zeit gehabt, seiner Heimatredaktion telefonisch von dem Überfall zu berichten. Diese hat den Krisenstab des Auswärtigen Amtes eingeschaltet.

Ein Sprecher der UN-Mission im Kongo (Monuc) bestätigte der taz am Donnerstag, Scheen gehe es den Umständen entsprechend gut: "Offenbar ist er lokalisiert worden, er ist am Leben und wird nicht bedroht". Er werde im Busch fünf Kilometer außerhalb von Kiwandja festgehalten. Man sei dabei, Kontakt zu den Entführern aufzunehmen.

Die Miliz "Pareco" rekrutiert sich aus kongolesischen Hutu, die die Tutsi-Soldaten der CNDP bekämpfen. Sie werden dabei von Kongos Regierungsarmee sowie ruandischen Hutu-Milizen unterstützt. Am vergangenen Dienstag hatten sie eine Offensive gegen die CNDP begonnen und versucht, den Ort Kiwandja einzunehmen, der mit rund 35.000 Einwohnern direkt neben der Distrikthauptstadt Rutshuru im Osten des Kongo liegt. Die CNDP hatte Rutshuru und Kiwandja am Dienstag vergangener Woche erobert.

Die Pareco-Angriffe wurden von der CNDP zurückgeschlagen und am Donnerstag befand sich Kiwandja wieder vollständig unter Kontrolle der CNDP-Rebellen. Der traditionelle König der kongolesischen Hutu, Mwami Paul Ndeze, sagte der taz, die CNDP-Rebellen hätten den Chef der Entführer Scheens und seiner Kollegen festgesetzt. Die CNDP erklärte, die "Koalition" aus kongolesischen Regierungstruppen und Milizionären habe "nach ihrer Niederlage Geiseln mitgenommen, darunter einen belgischen Journalisten".

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