Folgen der globalen Wirtschaftkrise: Ghana wird wieder Bittsteller

Weniger Auslandsüberweisungen, weniger Investitionen und Hilfsgelder, gefährdete Exporteinnahmen - Westafrikas Musterland rutscht in die Krise und sucht internationale Hilfe.

Ghanas Präsident John Atta Mills rechnet mit einem schwindenden Etat. Bild: dpa

ACCRA taz | Für Eltern in Ghana brechen schwere Zeiten an: Nach dem Ende der Osterferien müssen neue Schulgebühren bezahlt werden, die Inflationsrate liegt bei 20 Prozent. Die Gehälter im öffentlichen Dienst reichen gerade bis zur Monatsmitte.

Dar westafrikanische Staat gilt eigentlich als wirtschaftliches Musterland. Aber nun droht die globale Finanzkrise die Erfolge zunichte zu machen. An drei Fronten macht sich das bemerkbar, sagt Kwabena Anaman vom Institute of Economic Affairs (IEA) in der Hauptstadt Accra: Die Überweisungen der großen ghanaischen Diaspora in den USA und Europa schrumpfen; ausländische Investoren sparen; und zugesagte Entwicklungshilfsgelder könnten sich verzögern oder ausbleiben.

Rund 60 Prozent des Staatshaushalts von Ghana kommen aus dem Ausland. Zwei Milliarden Dollar jährlich - ein Fünftel des Bruttosozialprodukts - überweisen Auslandsghanaer in die Heimat. "Wir sehen jetzt schon Anzeichen dafür, dass die Überweisungen zurückgehen", sagte Ghanas neugewählter Präsident John Atta Mills letzte Woche in London. "Wir erwarten auch verringerte Geberunterstützung und weniger Handel." Ghana ist der zweitgrößte Kakaoexporteur der Welt und der zweitgrößte Goldproduzent Afrikas. Die Preise für diese Exportgüter entwickeln sich derzeit gut, aber das kann die Krise nicht auffangen, glaubt Mills. "Sie wird für unser Land sehr schwere Folgen haben", sagte er und appellierte an die Ghanaer in London, ihre Heimat zu unterstützen. Dabei unterstützen die meisten Exilghanaer eher Ghanas Opposition, die bis Ende 2008 regierte.

Ghanas Bausektor, zuletzt im Boom dank der Investitionen reicher Auslandsghanaer, steckt bereits in der Krise. Zahlreiche Arbeitsplätze sind verloren gegangen. Weniger Kapitalzuflüsse bedeuten weniger Devisen, also eine Abwertung der Landeswährung, was Importe verteuert und die Zahlungsbilanz in die roten Zahlen treibt.

Nun verhandelt Ghanas Finanzminister Kwabena Duffuor mit Weltbank und IWF. Das ist erniedrigend: Vor zwei Jahren verkündete Ghana stolz, es benötige keine internationalen Kredite mehr. Jetzt hat das Land Budgethilfen von 525 Millionen Dollar gefordert als Teil eines Hilfspakets von 1,2 Milliarden Dollar über drei Jahre. Die erste Tranche von 420 Millionen soll im Sommer eintreffen.

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