Kämpfe nehmen zu im Kongo : Im Kongo droht regionaler Krieg

Pünktlich zum Kongo-Gipfel eskalieren die Kämpfe im Ostkongo. Angeblich hat Angola Verstärkung für Kongos Regierungsarmee geschickt. Deutscher Journalist wieder frei.

UN-Soldaten und Flüchtlinge in der Nähe von Goma. Bild: dpa

BERLIn taz Sieben afrikanische Präsidenten und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sind gestern in Kenias Hauptstadt Nairobi zu einem Sondergipfel über den Krieg in der Demokratischen Republik Kongo zusammengekommen. Konkrete Ergebnisse wurden nicht erwartet. Das Treffen soll vor allem zwischen den Präsidenten Kongos und Ruandas, Joseph Kabila und Paul Kagame, Vertrauen schaffen, damit sie "einen Weg zum Frieden finden", wie es Ban ausdrückte.

Die Entscheidung, den Krieg zwischen Kongos Regierung und der Rebellenbewegung CNDP (Nationalkongress zur Verteidigung des Volkes) unter Tutsi-General Laurent Nkunda auf zwischenstaatlicher Ebene anzugehen, bedeutet, sich für eine bestimmte Sichtweise des Konflikts zu entscheiden, die nicht alle Parteien teilen. "Wieder einmal täuscht sich die internationale Gemeinschaft", erklärte die CNDP. "Es ist eine Konferenz zwischen Kabila und Kagame über einen Konflikt zwischen Kabila und Nkunda." Nkunda fordert Direktverhandlungen mit Kongos Regierung. Nach Nairobi war er nicht eingeladen. Kongos Regierung ist davon überzeugt, dass Ruanda hinter der neuen Stärke der Nkunda-Rebellen steckt, die in den letzten zwei Wochen weite Teile der ostkongolesischen Provinz Nord-Kivu unter ihre Kontrolle gebracht haben. Das weist Ruanda zurück.

Ostkongos Krieg auf die zwischenstaatliche Ebene zu heben erhöht auch das Risiko, daraus einen zwischenstaatlichen Konflikt zu machen, was alle Seiten einhellig als Gefahr ansehen. Bereits letzte Woche feuerten nach UN-Angaben zwei ruandische Panzer von Ruanda aus auf kongolesisches Gebiet, nachdem bei Kämpfen bei Kibumba nördlich von Goma auch ruandisches Gebiet getroffen worden war. Gestern brachen an der Kriegsfront nördlich von Goma erneut heftige Kämpfe aus, wobei von UN-Seite erklärt wurde, Kongos Regierungsarmee habe Verstärkung aus Angola erhalten. Die Angolaner seien vor vier Tagen eingetroffen, sagten zwei UN-Quellen gegenüber Agenturen.

Augenzeugen in Goma bestätigen, dass am Donnerstag neue Militäreinheiten, besser gekleidet und ausgerüstet als die üblichen Regierungstruppen, an der Front nördlich von Goma bei Kibati eine Basis hätten. In den Tagen davor waren die CNDP-Rebellen dort kampflos immer näher Richtung Goma marschiert. Nun habe die Regierungsarmee begonnen, sie zurückzudrängen.

Am 29. Oktober hatte Kongos Regierung Angola offiziell um militärischen Beistand gebeten. Angola hat in der Vergangenheit mehrfach Truppen nach Kinshasa und den Westen Kongos geschickt. Auch in Kabilas Präsidialgarde dienen Angolaner, berichten unabhängige angolanische Medien. Die CNDP erklärte bereits vor drei Tagen, 550 angolanische Soldaten seien in Goma eingetroffen. Nach angolanischen und portugiesischen Berichten wartet Angola nur auf grünes Licht auf internationaler Ebene, um im Kongo einzugreifen. Das grüne Licht könnte am Wochenende bei einem Gipfeltreffen der Regionalorganisation SADC (Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrikas) in Südafrika kommen.

In der von den Rebellen kontrollierten Stadt Kiwandja wollten gestern UN-Ermittler Berichten nachgehen, wonach die Rebellen bei ihrer Rückeroberung des Ortes von Hutu-Milizen am Mittwoch mehrere Dutzend Zivilisten hingerichtet hätten. Die Hutu-Miliz Pareco (Kongolesische Widerstandspatrioten) übergab derweil am Donnerstagabend den von ihr am Dienstag gekidnappten FAZ-Korrespondenten Thomas Scheen sowie seine kongolesischen Begleiter der UNO.

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