Kongos Rebellen: Machtkampf vor Friedensrunde

Kurz vor Beginn der Friedensgespräche mit der Regierung wehrt sich CNDP-Rebellenführer Laurent Nkunda gegen seine "Absetzung" durch seinen Militärchef Bosco Ntaganda.

Geschasst wegen "schlechter Führung": bisheriger Rebellenchef Laurent Nkunda. Bild: dpa

BERLIN taz Kurz vor dem Beginn neuer Friedensgespräche zwischen der Regierung der Demokratischen Republik Kongo und der ostkongolesischen Rebellenbewegung CNDP (Nationalkongress zur Verteidigung des Volkes) tobt in der von Laurent Nkunda geführten CNDP ein Machtkampf. CNDP-Stabschef Bosco Ntaganda erklärte am Montagabend im ruandischsprachigen Dienst des BBC-Rundfunks Nkunda für abgesetzt. Grund sei "schlechte Führung".

Gestern aber berief der offensichtlich amtierende Nkunda die CNDP-Führung zu einer Sondersitzung in seinem Hauptquartier Jomba ein. Die Nummer zwei des Generalstabs der Rebellen, Sultani Makenga, erklärte: "Nkunda ist immer noch Vorsitzender, und Bosco bleibt Generalstabschef." Letzterer müsse sich nun erklären. Auch CNDP-Sprecher Bertrand Bisimwa sagte, weder er noch irgendeine andere Instanz der Rebellion sei über eine Absetzung Nkundas informiert.

Die Konfusion ist ein Anzeichen für ein Zerwürfnis in der CNDP, die seit August 2008 in der ostkongolesischen Provinz Nord-Kivu große Gebiete erobert hat. Die 2006 gegründete CNDP steht nun vor der Herausforderung, sich politisch weiterzuentwickeln, ohne sich von ihren Ursprüngen im Kreis kriegserprobter Tutsi-Militärs wie Nkunda, Bosco und Makenga zu entfernen. Während Nkunda dies durch Betonung seiner politischen Führungsqualitäten versucht, sich als Volkstribun inszeniert und auf Augenhöhe mit Kongos Präsident Joseph Kabila verhandeln will, setzen diskretere Militärs eher auf lokale militärische Absicherung und Allianzen mit anderen ethnischen Gruppen Ostkongos.

Beim aktuellen Streit geht es laut Beobachtern um die Frage, ob die CNDP jetzt versuchen soll, die Hutu Nord-Kivus aufzunehmen und damit die ruandischsprachige Bevölkerungsmehrheit der Provinz politisch wieder zusammenzuschmieden. Bisher bekämpft Nord-Kivus Hutu-Miliz Pareco (Kongolesische Widerstandspatrioten) gemeinsam mit Kongos Armee die CNDP als Tutsi-Bewegung. Einst agierten Hutu und Tutsi in Nord-Kivu durchaus gemeinsam. Für diese Linie stand jahrelang der bei Kongos Wahlen 2006 abgewählte Provinzgouverneur Eugène Serufuli, ein Hutu. Die persönliche Feindschaft zwischen ihm und Nkunda hatte die Hutu-Tutsi-Allianz in Nord-Kivu zerstört, und die Gründung der Hutu-Miliz Pareco geht auf Serufulis Umfeld zurück. In den letzten Tagen aber soll Serufuli nach Ruanda gereist sein, um über eine Annäherung zwischen Pareco und CNDP zu verhandeln. Dies wäre mit Nkunda schwierig.

Aufschluss über die Zukunft des Konflikts im Ostkongo wird der Beginn der neuen Gespräche zwischen CNDP und Kongos Regierung heute in Kenias Hauptstadt Nairobi bringen. Nkunda hatte UN-Vermittler Olusegun Obasanjo bei der letzten Runde vor Weihnachten mit der Forderung verärgert, Kongos Parlament einzubeziehen und über die Probleme des ganzen Landes zu reden statt nur über Ostkongo. Sollte die CNDP-Delegation in Nairobi dabei bleiben, hätte sich Nkunda zunächst durchgesetzt.

DOMINIC JOHNSON

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