Streik-Folgen in Südafrika: Soldaten pflegen Patienten

In Südafrika hat der Streik im öffentlichen Dienst die Gesundheitsversorgung lahm gelegt. Die Regierung erwirkt ein Streikverbot für Notfallpersonal.

Hilfe, um zurück in den Rollstuhl zu kommen: Straßenszene in Johannesburg. Bild: ap

"Zuma - selbst wenn du uns feuerst, wir werden weiterkämpfen" stand am Wochenende auf Protestplakaten streikender Lehrer in Soweto, eine Botschaft für Südafrikas Präsidenten Jakob Zuma. Die Streikforderung nach mehr Lohn im öffentlichen Dienst macht vor den Drohungen der Regierung, die Streikenden zu entlassen, nicht halt. Nun verschärfte sich das Chaos in den Krankenhäusern: Soldaten verrichten mittlerweile in 37 Hospitälern Notdienste, Freiwillige waschen und füttern Patienten, während die Krankenschwestern streiken.

Die Regierung hatte früh in aller Eile eine Verfügung vor dem Arbeitsgericht gegen die Gewerkschaften erwirkt. Demnach ist es für Notfallpersonal verboten, am Streik teilzunehmen. Einschüchterung von arbeitenden Kollegen ist ebenfalls untersagt. Schnellgerichte, wie sie im Juni für Kriminalität während der Fußball-WM eingerichtet worden waren, sollen Streikende zur Verantwortung ziehen, die gewaltsam ihre Kollegen einschüchtern, randalieren und Unruhe stiften. Besonders in den Provinzen Gauteng und KwaZulu-Natal ist es seit Beginn des Streiks am vergangenen Mittwoch zu gewaltsamen Auseinandersetzungen gekommen. Die Polizei feuerte mit Gummigeschossen und Wasserkanonen auf randalierende Protestler vor den Toren verschiedener Krankenhäuser im Land.

Der Notdienst in öffentlichen Krankenhäusern ist weitgehend zusammengebrochen. Schwerkranke Patienten mussten in private Krankenhäuser eingeliefert werden. Es kam auch zu Todesfällen. Das Gesundheitsministerium der Provinz Gauteng um Johannesburg erklärte, zwei Neugeborene seien im Natalspruit-Krankenhaus gestorben. Ministeriumssprecher Mandla Sidu gab zu, dass die Babys in der Klinik nicht ausreichend ernährt worden waren.

Im Dr.-George-Mukhari-Krankenhaus nahe Pretoria seien mindestens zehn Menschen gestorben, sagte Krankenhausleiter Trevor Fisher und führte ihren Tod direkt auf den Streik zurück. "Wenn es keinen Streik gäbe, hätten wir sie womöglich nicht verloren", sagte er. Südafrikas Gesundheitsminister Aaron Motsoaledi hat den Streik der Krankenschwestern verurteilt: "Selbst in Kriegszeiten pfuschen Menschen nicht mit Krankenhäusern herum", sagte Motsoaledi während eines Besuches im bestreikten Chris Hani Baragwanath Hospital in Soweto, dem größten des Landes. Der Minister, registrierter Arzt, traf dort freiwillig arbeitende Krankenschwestern und Ärzte. "Wir haben eine gute Zahl von Krankenschwestern, die ihren Dienst ausüben wollen", meinte er.

Rund eine Million öffentliche Bedienstete streiken. Sie fordern 8.6 Prozent mehr Lohn, während die Regierung angeblich nur 7 Prozent zahlen kann. Der Gewerkschaftsbund Fedusa (Federation of Unions of South Africa) rief gestern zu Dialog auf, um den Streik zu beenden. "Ein gerichtliche Verfügung der Regierung wird nicht einen Lohndisput beenden, sondern höchstens die Bediensteten noch mehr aufstacheln", glaubt Generalsekretär Dennis George.

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