Neuer Nahverkehr zur Südafrika-WM: Taxifahrer proben den Aufstand

Während der Apartheid verzichtete man bewusst auf öffentlichen Nahverkehr. Es bildete sich ein System von privaten Minibussen. Die Fahrer protestieren nun gegen ein neues Bus-System.

Wütend auf die neuen Busse: Taxifahrer am Mittwoch in Pretoria. Bild: reuters

JOHANNESBURG taz | Tausende Taxifahrer protestierten diese Woche mit einem Streik in Südafrikas Hauptstadt Pretoria gegen das neue Bussystem in der Provinz Gauteng. Sie zogen zum Regierungssitz von Präsident Jacob Zuma, um sich dort Gehör zu verschaffen, blockierten die Straßen, warfen Steine und provozierten Polizisten im Einsatz.

Die Taxifahrer fürchten um ihre Jobs, denn die Regierung setzte bereits im Vorjahr die ersten Busse im öffentlichen Nahverkehr in der Metropole Johannesburg ein. Die letzte Phase wird jetzt vor dem Beginn der Fußballweltmeisterschaft in verschiedenen Städten des Landes ausgerollt, damit auch Touristen per Bus transportiert werden können.

Das ärgert die Taxiindustrie. Aber die Südafrikaner sind mehr als froh, dass sie nach Jahrzehnten des nicht vorhandenen öffentlichen Verkehrs endlich per Bus in die Innenstadt fahren können und auch entfernte Townships damit erreichen. Während der Apartheid waren wenig Transportmöglichkeiten für Schwarze eingerichtet worden und sie mussten sich auf Minibusse verlassen, die sie zur Arbeit brachten.

Diese informelle Industrie wurde mit der Zeit immer mächtiger. Doch die Minibusse sind oft nicht nur fahruntüchtig, ihre die Fahrer sind auch für rücksichtsloses Fahren und häufige Unfälle bekannt. Nach Einbruch der Dunkelheit lag der Verkehr für die Mehrheit des Landes meistens lahm.

Ein neues Bussystem ist seit Jahren diskutiert worden und im August 2009 hatten die „Rea Vaya“ ("wir kommen voran") Busse ihre erste Testfahrt in Downtown Johannesburg. Verhandlungen mit Taxifahrern und Regierung gibt es schon lange, doch bisher ohne den gewünschten Effekt für die Taxiindustrie.

Geplant ist, dass Taxifahrer als Teilhaber in die Firmen übernommen werden sollen, die im Namen der Stadt den Busverkehr leiten. Dann sollen sie wiederum neue Firmen gründen und Verträge mit der Stadt eingehen, aber in anderen Fällen sollen auch Entschädigungen gezahlt werden. Denn diese Kompromisslösung bedeutet nicht, dass jeder Taxifahrer künftig einen Stadtbus fahren wird.

Eine massive Personalumschichtung war geplant, zumindest auf dem Papier. Das Ministerium für Transport hatte in den seit zwei Jahren andauernden Gesprächen zwischen den sechs großen Taxiverbänden, dem regionalen Taxivorstand und Politikern einen Rahmenplan ausgearbeitet.

Demnach sollte auch Hilfestellung bei Firmengründungen und Regulierungen dieses informellen Sektors gegeben werden. Aber in der Realität bestimmt die Angst vor der unsicheren Zukunft die Reaktion der Fahrer. Viele müssen ihre Wagen abbezahlen und der Wettbewerb in der Taxiindustrie ist hart.

Zu dem Streik am vergangenen Mittwoch in Pretoria sagte die Regierung, Minibusfahrer werden von den zahlreichen ausländischen und einheimischen Besuchern während der Fußballweltmeisterschaft im Juni und Juli trotzdem profitieren – ihre Ängste seien übertrieben.

Die Demonstranten drohen mit weiteren Streiks. Doch die Vertreter der Taxiindustrie hatten zuvor versprochen, die WM nicht als Plattform für Gewalt und Proteste zu nutzen. Bereits im vergangenen Jahr beschossen wütende Taxifahrer die ersten Rea Vaya Busse und brachten den Verkehr zum Stillstand.

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