Venezuela im Clinch mit Kolumbien: Chávez spielt den Maulhelden

Präsident Hugo Chávez fordert die Venezolaner auf, sich auf einen Krieg mit Kolumbien vorzubereiten. Anlass ist das Militärabkommen zwischen Venezuelas Nachbarn und den Vereinigten Staaten.

Logik à la Chavez: Kriegsvorbereitung ist die beste Vermeidungsstrategie. Bild: ap

PORTO ALEGRE taz | Der venezolanische Präsident Hugo Chávez scheint fest entschlossen, die seit Juli gärende diplomatische Krise mit Kolumbien weiter zu verschärfen. Das Ende Oktober unterzeichnete Militärabkommen zwischen Washington und Bogotá hat er zum Anlass genommen, um seine Landsleute auf einen möglichen Krieg mit dem Nachbarland einzustimmen.

Die Venezolaner seien bereit, ihr "heiliges Heimatland" zu verteidigen, sagte der linke Volkstribun am Sonntag in seiner wöchentlichen Fernsehsendung "Aló Presidente": "Offiziere unserer Bolivarianischen Streitkraft," rief er, "der beste Weg, den Krieg zu vermeiden, ist es, sich darauf vorzubereiten".

Kolumbien hat den USA in dem Militärabkommen erlaubt, für zehn Jahre sieben Militärstützpunkte und mehrere Zivilflughäfen zu nutzen. Die US-Militärs würden sich in Kolumbien nach Belieben bewegen können, sagte Chávez und wedelte mit dem Vertragstext, "auf dem Wasser, über Land, in der Luft. De facto ist Kolumbien schon ein US-Staat." Richtung US-Regierung erklärte Chávez: "Herr Obama, vertun Sie sich nicht und ordnen Sie keine offene Aggression gegen Venezuela an."

Nie mehr werde Venezuela eine "Yankee-Kolonie" sein, sagte Chávez, ein bewaffneter Konflikt werde sich "auf den ganzen Kontinent ausweiten". Er fügte hinzu, viele hätten sich nach dem Wahlsieg Obamas Illusionen gemacht. "Wir waren immer vorsichtig", sagte Chávez, "schon bald haben wir die Wahrheit erkannt, dass das Imperium da ist, lebendig und bedrohlicher denn je."

Kolumbien will wegen der "Kriegsdrohungen" beim UN-Sicherheitsrat und der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) Protest einlegen. Man habe nie eine "Kriegsgeste" gegenüber der internationalen Gemeinschaft und Nachbarländern gezeigt und werde dies auch nicht tun, erklärte die Regierung in Bogotá: "Unser einziges Interesse ist es, den Narcoterrorismus zu überwinden."

Die verbale Offensive des venezolanischen Staatschefs folgt auf angespannte Wochen im Grenzgebiet. Nach einem Zwischenfall beorderte Chávez am Donnerstag zwischen 15.000 und 20.000 Soldaten zu Manövern in Grenznähe. Tags darauf schickte Venezuela 90 Kolumbianer zurück, die wegen fehlender Dokumente verhaftet worden waren.

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