US-Vorwahlkampf: Hillary kaum noch einzuholen

Ein Jahr vor den Präsidentschaftswahlen in den USA dominiert die Ex-First-Lady Hillary Clinton den Vorwahlkampf - obwohl ihr Konkurrenten die Hölle heiß machen.

Image als Powerfrau, die die Machtspiele kennt: Hillary Clinton Bild: dpa

WASHINGTON taz In genau zwei Monaten beginnt die große Primary-Schlacht. Dann werden die Wahlbürger des ansonsten völlig unbedeutenden US-Bundesstaates Iowa die Pflöcke in den Boden der Demokratie rammen. Wen sie zum Präsidentschaftskandidaten küren, wird landesweit den Rest des US-Wahlkampfes ums Weiße Haus prägen. Ob Hillary Clinton in Iowa gewinnt, ist keineswegs sicher. Dennoch ist die Senatorin aus New York auf der Überholspur.

Clinton erhält in regelmäßigen Umfragen bis zu 43 Prozent Zustimmung, ihre Konkurrenten, darunter Barack Obama, John Edwards, Joe Biden, kommen zusammen auf 44 Prozent. Und wer den Eindruck gewinnt, dass es in diesem Wahlkampf eigentlich nur um Hillary geht, der liegt richtig. Über Hillary wird doppelt so viel berichtet wie über Giuliani, den "Frontruner" der Republikaner. Dabei wird über die ehemalige First Lady überwiegend negativ berichtet. Sie ist zum Hassobjekt der konservativen Radio- und Fernsehsender wie Fox geworden. Sie polarisiert. Es gilt der Grundsatz: Entweder man liebt Hillary oder man hasst sie, dazwischen gibt es nichts. Der Sympathieträger Obama bekommt ein Drittel weniger Schlagzeilen - aber wenn, dann positive.

Was Medien an dieser Frau so fasziniert wie abstößt, ist ihre bislang nahezu fehlerlose Wahlkampagne. Sei verfügt über ein loyales, selbstausbeuterisches Team, bestehend aus Mitarbeitenden, die Hillary Clinton zum Teil bereits in Arkansas dienten, als Bill Clinton dort noch Gouverneur war. Das Team beherrscht den Nachrichtenspin von Verführen, Themen setzen, Wegducken und Drohen perfekt. Fehler, wie sie ihr Konkurrent John Edwards beging, kommen bei Hillary nicht vor. Der ehemalige Senator, der sich mit einem soliden Armutsbekämpfungsprogramm profilieren möchte, ließ sich in Hollywood für fast 400 Dollar die Haare schneiden - eine "bad idea", die ihn bis heute verfolgt.

Erst am vergangenen Dienstag bekam Hillary erstmals Gegenwind. In einer TV-Debatte wollten ihr zum ersten Mal Obama, Edwards und die anderen Konkurrenten das Kandidieren zur Hölle machen. War der Umgangston bislang stets höflich distanziert, hagelte es auf einmal Angriffe. Die ansonsten stets vollendet vorbereitete Politikerin kam ins Stottern und verstrickte sich in Widersprüche, als Edwards sie auf dem Thema illegale Immigranten festnagelte. Zuvor hatte Obama angekündigt, Mrs Clinton mal auf Herz und Nieren prüfen zu wollen. Wer es dann wirklich tat, war der Dritte im Bunde, Edwards.

Dennoch: Hillary ist nicht einzuholen, vor allem nicht, wenn es ums Kleingeld geht. Obgleich Barack Obama als relativ unbekannter Politiker es aus dem Stand geschafft hat, sensationelle 80 Millionen Dollar an Wahlkampfspenden einzutreiben, hängte ihn Hillary zuletzt doch noch ab. Sie sammelte insgesamt 90 Millionen Dollar ein und kann für den Rest des Wahlkampfes noch rund 50 Millionen in TV-Spots, Personal und Auftritte investieren. Damit dürfte sie den Wahlkampf weiter dominieren.

Ob sie allerdings tatsächlich die Herzen erobern kann, wie ihr Mann Bill Clinton es als Präsident schaffte, das bezweifeln selbst Hillary-Freunde. Für sie spricht, dass sie die Erfahrenste der 2008er Kandidatenrunde ist. Als First Lady gestaltete sie bereits acht Jahre lang die Politik ihres Mannes im Weißen Haus mit. Während Obama seinen Fans für eine Art Heilung der selbst zerstörten amerikanischen Seele steht, gilt Hillary als Powerfrau, die weiß, wie die Machtspiele in Washington laufen, und die etwas "geschafft" bekommt. Ihren Pragmatismus, ihren Charme auch Gegner gegenüber nehmen ihr jedoch viele übel. Hillary gilt als opportunistisch. Ihr größter Fehler in den Augen derer, die einen Neuanfang suchen, war ohnehin ihr Ja zum Irakkrieg.

Edwards hingegen mag zwar das ehrlichste Programm der drei demokratischen Spitzenkandidaten haben - er stellt neben der Armutsbekämpfung die Schaffung eines fairen Gesundheitssystems in den Mittelpunkt seiner Kampagnen - doch so richtig kann er damit nicht punkten. Generell gilt: Von den demokratischen Kandidaten wird mehr verlangt, als sie tatsächlich werden leisten können: Sie sollen den Irakkrieg beenden, Amerikas Image in der Welt verbessern und eigentlich alles anders als Noch-Präsident George W. Bush machen. In genau einem Jahr, auf den Tag genau, werden die Würfel fallen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.