Bürgermeisterwahlen New Orleans: Weißer profitiert von "Katrina"

Bei den Bürgermeisterwahlen in New Orleans liegt ein Weißer in den Umfragen vorn. Auch deshalb, weil viele Schwarze nach den Überflutungen nicht in die Stadt zurückkehrten.

Mit rund 45 Prozent der Stimmen liegt der weiße Kandidat Landrieu vorn. Bild: dpa

BREMEN taz | Es ist die erste Wahl des neuen New Orleans. 2005 verwüstete der Hurrikan "Katrina" die Stadt an der Mississippimündung, 100.000 ehemalige Bewohner kehrten danach nicht zurück. Seitdem haben die Auseinandersetzungen um den Wiederaufbau die Südstaaten-Metropole für immer verändert.

Zuletzt wurde 2006 gewählt, kurz nach "Katrina". Doch der Urnengang fand inmitten der Evakuierungswirren statt. Nur wenige Menschen waren wieder in der Stadt. Sie bestätigten Bürgermeister Ray Nagin. Der darf bei der Wahl am Sonntag für keine dritte Amtszeit mehr kandidieren. Wie es aussieht, kommt es nun zu einer Zäsur.

Denn mit Mitch Landrieu, Rechtsanwalt von den Demokraten, sehen Umfragen zum ersten Mal seit langem wieder einen Weißen als Wahlsieger. Rund 45 Prozent der Stimmen trauen ihm die Demoskopen zu, uneinholbar vor der gesamten Konkurrenz. Der letzte Weiße räumte 1978 den Bürgermeistersessel von New Orleans - und das war Landrieus Vater.

Die noch immer drängenden Flutfolgen bestimmten den Wahlkampf und dürften den sich abzeichnenden Zeitenwechsel begünstigt haben. 60.000 ruinierte Wohnhäuser rotten in den Außenbezirken vor sich hin, die Mieten stiegen seit der Flut um über 50 Prozent. Deshalb waren es vor allem die meist armen Schwarzen, die nicht zurückkehrten. Vor "Katrina" stellten sie noch über zwei Drittel der Bevölkerung. Gleichzeitig wuchs die Rate der Gewaltverbrechen auf das Dreifache des Durchschnitts amerikanischer Großstädte, die Zahl der Einbrüche hat sich seit "Katrina" mehr als verdoppelt. Nach der schleppenden Katastrophenhilfe der Bush-Regierung flossen mittlerweile zwar 20 Milliarden Dollar in den Großraum New Orleans. Hiervon allerdings profitierte vor allem die Ober- und Mittelschicht.

Das dürfte nun Landrieu zugute kommen. Seine Drähte nach Washington sind kurz, kürzer zumindest als die seiner Konkurrenten. Sein Vater war nicht nur Bürgermeister, sondern auch Kongressabgeordneter. Seine Schwester Mary ist Senatorin für Louisiana. Und er selbst ist seit 2005 "Lieutenant Gouverneur" von Louisiana.

Umfragen zufolge wollen ihm heute auch 40 Prozent der noch in der Stadt lebenden Afroamerikaner ihre Stimme geben - in der Regel diejenigen, die Immobilien besitzen, denn sie bekamen Geld aus den Wiederaufbautöpfen. Der mit 14 Prozent am höchsten gehandelte schwarze Kandidat, der Unternehmensberater Troy Henry, überzeugt nur ein Fünftel der Afroamerikaner.

Die politische Kultur in New Orleans ist seit jeher gleichermaßen demokratisch wie dynastisch. Acht der neun Kandidaten sind Demokraten. Der einzige Republikaner, der Investmentunternehmer Rob Couhig, muss sich wie schon 2006 auf ein einstelliges Ergebnis einstellen.

1994 war Landrieu noch im ersten Anlauf gegen den Afroamerikaner Marc Morial unterlegen. Dessen Vater war 1978 erster schwarzer Bürgermeister der Stadt geworden, eine Errungenschaft der Bürgerrechtsbewegung. Diese Epoche könnte nun ein Ende finden.

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