Großoffensive in Afghanistan: Gemeinsam gegen die Taliban

Trotz Gegenwehr verläuft der größte Einsatz in Afghanistan seit dem Sturz des Taliban-Regimes erfolgreich. Er soll Rebellen aus einem Opium-Großanbaugebiet vertreiben.

Rund 15.000 Soldaten sind an der "Operation Muschtarak" beteiligt. Bild: dpa

LASCHKAR GAH/BERLIN afp/dpa/taz Die afghanische Armee hat am dritten Tag der Großoffensive im Süden weitreichende militärische Erfolge vermeldet. Die Bezirke Mardscha und Nad Ali in der Unruheprovinz Helmand würden nahezu gänzlich von den gemischten internationalen und afghanischen Truppenverbänden kontrolliert, sagte General Aminullah Patiani am Montag. Laut US-Armee kam es teilweise zu heftigen Gefechten mit Aufständischen.

Die Taliban hätten die Gegend um Mardscha und Nad Ali geräumt, sagte Patiani, der auf afghanischer Seite den Einsatz der einheimischen und internationalen Truppen führt. Es drohe jedoch weiterhin Gefahr von versteckten Sprengsätzen. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums, General Mohammed Sahir Asimi, sagte der Nachrichtenagentur AFP, afghanische Truppen hätten Mardscha unter Kontrolle. Es gebe "sporadische Feuergefechte". Der Einsatz stehe kurz vor dem Abschluss.

In einigen Dörfern um die Stadt Mardscha stünden die Truppen unter Beschuss, sagte der Sprecher der US-Marineinfanteristen, Abe Sipe. Insgesamt habe es wenig Gegenwehr gegeben, in einigen Orten versuchten die Taliban jedoch, ihre Stellungen zu halten.

Rund 15.000 Soldaten sind an der am Samstag begonnenen "Operation Muschtarak" ("Gemeinsam") beteiligt, darunter 4.400 afghanische Soldaten. Das Ziel der größten Offensive seit dem Sturz des Taliban-Regimes vor neun Jahren ist es, die Rebellen aus der Region Mardscha, einem der größten Opiumanbaugebiete der Welt, zu vertreiben.

Die Nato-Truppe Isaf teilte am Montag mit, ein weiterer ausländischer Soldat sei in Südafghanistan ums Leben gekommen - ohne jedoch auszuführen, ob dieser im Rahmen der Offensive starb. Auch die Nationalität wurde nicht mitgeteilt. Bisher kamen mindestens zwei Nato-Soldaten bei dem Großeinsatz ums Leben, ein Brite und ein US-Amerikaner.

Nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums vom Sonntag verlief die erste Phase der Offensive "planmäßig". Die nächste Etappe, in der sich die Einheiten vor Ort festsetzten und Infrastruktur wie Stützpunkte und Brücken errichteten, habe begonnen. Auch der Sicherheitsberater von US-Präsident Barack Obama, James Jones, sagte, die Offensive gegen die Taliban komme "gut" voran.

Der Erfolg des Einsatzes sei erst in einem Jahr abschätzbar, sagte der britische Generalstabschef, Jock Stirrup, der BBC. Die Soldaten brauchten Zeit, um die Einheimischen davon zu überzeugen, die Regierung in Kabul zu akzeptieren. Dass mehrere Zivilisten bei einem fehlgeschlagenen Raketenangriff ums Leben gekommen seien, sei ein "sehr schwerer Rückschlag" für die internationalen Truppen.

Das afghanische Innenministerium gab die Zahl der Zivilisten, die bei dem Vorfall in Nad Ali getötet wurden, am Montag mit neun an. Am Sonntag war zunächst die Rede von zwölf getöteten Zivilisten gewesen. Bei drei Toten soll es sich aber um Taliban-Kämpfer handeln. Der afghanische Innenminister Mohammad Hanif Atmar erklärte am Montag in der Provinzhauptstadt Laschkar Gah, man werde auf den Einsatz von schwerer Artillerie verzichten und sich täglich mit Stammesältesten über die "Operation Muschtarak" beraten. Zudem wolle die Regierung einen Radiosender im Kampfgebiet installieren, um Zivilisten besser informieren zu können.

US-Außenministerin Hillary Clinton sagte Afghanistan langfristige Unterstützung zu. "Die USA werden Afghanistan nicht im Stich lassen", sagte sie beim US-Islamic World Forum in Doha. Auch nach dem Abzug der US-Truppen werde man mit einer "zivilen Präsenz" eine "langfristige Partnerschaft" sichern.

Die Aufstandsbekämpfungsstrategie der USA, an der sich die Isaf-Partner beteiligen sollen, geht nach Auskunft des Generalinspekteurs der Bundeswehr, Volker Wieker, von 80 "Schlüsseldistrikten" aus. Diese müssten von den Taliban zurückerobert und von den Isaf-Truppen gesichert werden. "Das Rezept liegt in der Selbstbeschränkung", sagte Wieker Ende Januar. Im Zuständigkeitsbereich der Bundeswehr lägen acht dieser "Schlüsseldistrikte", sechs davon in der Provinz Kundus.

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