Wirtschaft bricht massiv ein: Harakiri in Japan

Auch Japan spricht von der schwersten Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg. Die japanische Wirtschaft ist im vierten Quartal 2008 um 12,7 Prozent eingebrochen.

"Kein Negativvorbild für Deutschland": Japan. Bild: dpa

Die weltweite Wirtschaftskrise hat Japan den schlimmsten wirtschaftlichen Einbruch der vergangenen 35 Jahre beschert. Wie die Regierung am Montag mitteilte, sank die Wirtschaftsleistung zwischen Oktober und Dezember 2008 auf die kommenden vier Quartale hochgerechnet um 12,7 Prozent. "Das ist die schlimmste Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit", erklärte dazu der japanische Minister für Wirtschafts- und Fiskalpolitik, Kaoru Yosano.

Im Vergleich zum dritten Quartal schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der stark vom Exportmotor abhängigen zweitgrößten Wirtschaftsnation der Welt im vierten Quartal um 3,3 Prozent. Damit ist Japan noch tiefer in die Rezession gerutscht als die USA und Europa. Die Exporte schrumpften um 13,9 Prozent und damit so stark wie noch nie. Angesichts der Weltwirtschaftskrise ist die Nachfrage nach japanischen Autos und Elektronikprodukten drastisch zurückgegangen. Unternehmen wie Toyota, Sony und Hitachi erwarten im noch bis Ende März laufenden Geschäftsjahr hohe Verluste und bauen tausende Stellen ab.

Wirtschaftsforscher meinen jedoch, dass sich die Krise der Exportnation Japan nicht nahtlos auf Deutschland übertragen lässt. "Japan ist kein Negativvorbild für Deutschland", erklärte Stefan Kooths vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung der taz. Japan leide noch immer unter den Folgen seiner Wirtschaftskrise in den 90er-Jahren. Bis heute schleppe es einen gigantischen Schuldenberg mit sich, der aus der vorausgehenden Immobilienkrise stamme. "Das droht den deutschen Exporteure weniger, denn sie sind vielseitiger und kleinteiliger aufgestellt als die Unternehmen in Japan", sagte Stefan Kooths vom DIW. "Japans Exporte leiden besonders stark, weil viele seiner Abnehmer in Asien ebenfalls Exportländer sind, die unter der Krise leiden", so Konjunkturforscher Roland Döhrn vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung zur taz.

Für Deutschland blickt das DIW dennoch skeptisch in die Zukunft. Am Montag reduzierte es seine Wachstumsprognose für die deutsche Wirtschaft. "Ein Minus von mehr als 3 Prozent liegt inzwischen im wahrscheinlichen Bereich", sagte Kooths. "Das wäre in der Nachkriegsgeschichte bisher einmalig."

Ein Drittel der deutschen Unternehmen werde laut einer neuen Studie darauf mit Entlassungen reagieren. 29 Prozent von 500 befragten Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen wollen 11 bis 50 Beschäftige einsparen, teilte die Unternehmensberatung Kienbaum am Montag mit. Im Jahresdurchschnitt könnte es in diesem Jahr 3,7 Millionen Arbeitslose geben, gab wiederum das Institut für Arbeitsmarkt- und Konsumforschung am Montag bekannt.

Das Konjunkturpaket der Bundesregierung kann diesen Einbruch nur geringfügig auffangen. "Das RWI erwartet eine positive Wirkung der deutschen Konjunkturpakete von 0,5 Prozent auf das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes für dieses Jahr. 2010 werden es etwa 0,3 Prozent sein", sagte Döhrn der taz. Einfach mehr Geld für Konjunkturprogramme auszugeben, sei keine Lösung. "Dadurch können Folgeprobleme wie etwa steigende Zinsen ausgelöst werden."

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.