Pakistan kritisiert US-Raketenangriffe: Schelte für US-General Petraeus

Der US-General Petraeus sondiert die Lage im Frontstaat Pakistan, dessen Regierung mehr zu wissen scheint, als sie einräumt.

Petraeus traf sich in Islamabad mit der Spitze von Pakistans Regierung und Armee. Inhalt der Gespräche: unbekannt. Bild: dpa

DELHI taz Der neue Chef des für Nahost und Zentralasien zuständigen US-Zentralkommandos, General David Petraeus, war keine drei Tage im Amt, da zeigte sich bereits, worauf die USA künftig Wert legen werden: Gemeinsam mit dem stellvertretenden US-Außenminister Richard Boucher traf er sich am Montag in Islamabad mit der Spitze von Pakistans Regierung und Armee. Was sie besprachen, wurde nicht bekannt. Öffentlich hingegen bekam Petraeus Schelte für die US-Raketenangriffe auf mutmaßliche bewaffnete Islamisten in den Grenzgebieten zu Afghanistan.

Dabei starben in diesem Jahr schon Dutzende Menschen. Einige Angriffe töteten laut Augenzeugen tatsächlich ausländische Kämpfer. Mitglieder militanter Islamistengruppen riegelten dann sofort das Gebiet ab und schlossen Pressevertreter aus. Doch immer wieder verfehlen Raketen ihr Ziele und töten Unbeteiligte. Die meisten Pakistaner lehnen die Angriffe ab. Verteidigungsminister Ahmed Mukhtar forderte, Petraeus solle "Pakistans Souveränität" und "territoriale Integrität" respektieren. "Die häufigen Angriffe mit Drohnen könnten zu einer generellen antiamerikanischen Stimmung führen und Gewalt und Aufruhr provozieren." Präsident Asif Ali Zardari nannte die Angriffe "kontraproduktiv". Die Glaubwürdigkeit der Regierung leide darunter. Beide Länder sollten mehr Geheimdienstinformationen austauschen.

Vor seiner Ernennung zum Chef des Zentralkommandos war Petraeus Kommandeur der US-Streitkräfte im Irak. Dort konnte er seit 2007 die Lage deutlich verbessern. Dass er jetzt den Posten bekam wie auch sein umgehender Besuch in Islamabad verdeutlichen Washingtons Richtungswechsel im sogenannten Krieg gegen den Terror: Im Zentrum der Militärstrategie sollen fortan Pakistan und Afghanistan gleichermaßen stehen. Daran dürfte sich kaum etwas ändern, ganz gleich, wer neuer US-Präsident wird. Beide Kandidaten wollen die bewaffneten Islamisten in der Grenzregion zu Afghanistan bekämpfen.

Ob die USA mit ihren Raketenangriffen wirklich unilateral handeln, ist jedoch fraglich. Die demonstrative Empörung von Pakistans Regierung dient vor allem der Machtfestigung im eigenen Land. Zwar hat Washington die Angriffe mehrfach bestätigt und auch, dass Islamabad vorab nicht informiert wurde, um zu verhindern, dass die Zielobjekte gewarnt werden könnten.

Doch vor vier Wochen deutete Präsident Zardari in einem Interview selbst an, dass seine Regierung die Raketenangriffe billige und von den USA nur verlange, keine Bodentruppen auf pakistanischem Territorium einzusetzen. SASCHA ZASTIRAL

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