Ausbeutung bei Diplomaten in Berlin: Botschaft entschädigt Sklavin

Das Auswärtiges Amt setzt sich für die Indonesierin ein, die ein jemenitischer Diplomat über Jahre hinweg einsperrte. Sie soll zumindest ihren Lohn nachträglich erhalten.

Das Auswärtige Amt in Berlin will die indonesische Angestellte zumindest finanziell entschädigen Bild: dpa

BERLIN taz Die indonesische Hausangestellte Hasniati Hasniati*, die ein jemenitischer Diplomat viereinhalb Jahre eingesperrt hatte, bekommt zumindest den ausstehenden Lohn für die Zeit ihrer Gefangenschaft in Berlin. Dies haben Hasniatis Rechtsvertreter, die Berliner Botschaft des Jemen und das Auswärtige Amt ausgehandelt. Da der Diplomat selbst bisher nicht gezahlt hat, begleicht die Botschaft die Schulden.

Auf rechtlichem Weg kann der Kulturattaché nicht zur Rechenschaft gezogen werden, denn für ihn gilt diplomatische Immunität. Da Diplomaten in Deutschland jedoch seit 2004 einwilligen müssen, ihren Angestellten 750 Euro im Monat zuzüglich Krankenkasse, Verpflegung und Unterbringung zu zahlen, konnte der Diplomat immerhin für die Verletzung dieser Absprache zur Rechenschaft gezogen werden. Auf 23.250 Euro beläuft sich der ausstehende Lohn für die zweieinhalb Jahre, die der Diplomat die Indonesierin in Berlin wie eine Sklavin hielt. Überstunden sind nicht eingerechnet.

Vergangenen Donnerstag war Ban Ying, die Berliner Koordinations- und Beratungsstelle gegen Menschenhandel, mit Hasniatis Geschichte an die Öffentlichkeit gegangen (die taz berichtete). Die heute 30-jährige Hasniati, Witwe und Mutter von zwei kleinen Kindern, stammt von der vom Massentourismus noch nicht so stark heimgesuchten indonesischen Insel Flores. Um Geld zu verdienen, hatte sie sich im Dezember 2002 von einer Rekrutierungsorganisation, die auf die Vermittlung von Hausangestellten in arabische Länder spezialisiert war, zu dem jemenitischen Diplomaten vermitteln lassen. Der lebte damals in Kairo.

Bereits nach einer Woche, fing er an, sie zu schlagen, berichtete Hasniati am vergangenen Donnerstag. Er hielt sie gefangen, rationierte ihr Essen, verbot ihr, zu telefonieren und Briefe zu schreiben. Sie hatte ihm fast rund um die Uhr zur Verfügung zu stehen.

Im November 2004 nahm er sie gegen ihren Willen mit nach Berlin, wo ihr Sklavendienst erst im April 2007 endete, als sie mit einer offenen Tuberkulose ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Dort wurde man misstrauisch: Der Jemenit forderte ständig die Herausgabe der an einer ansteckenden Krankheit leidenden unterernährten Frau. Die Sozialarbeiterin setzte sich mit Ban Ying in Verbindung, die vor allem Frauen aus Asien betreut. So kam Hasniati in die Zufluchtswohnung der Organisation.

Der Fall von Hasniati ist unstrittig. Die Härtefallkommission hat ihr aus humanitären Gründen einen Aufenthaltstitel in Deutschland zugebilligt. So darf die Frau, die inzwischen Deutsch lernt, hier bleiben.

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