Diskussion um Waffenrecht: "Der Amoklauf wird begünstigt"

Die Künstlerinitiative "Keine Sportwaffen als Mordwaffen" kritisiert den Entwurf für ein neues Waffenrecht. Sie fordert ein sofortiges Verbot mordfähiger Waffen.

Die Initiative würde am liebsten alle Waffen zerstört sehen. Bild: dpa

taz: Herr Grafe, der Koalitionsentwurf für ein neues Waffengesetz sieht keine Einschränkung des privaten Waffenbesitzes vor. Also viel Wirbel um nichts?

Roman Grafe: Der Entwurf ist eine Bankrotterklärung und in seiner Primitivität eine Zumutung für die Wähler. Die Regierungsparteien drücken sich davor, einem Teil ihrer Wähler Verzicht zuzumuten. Dabei sollen sie für das Gemeinwohl sorgen, nicht für die Sonderinteressen von Sportschützen. Die Pseudoverschärfungen des Waffenrechts begünstigen den nächsten Amoklauf, weil sie ihn nicht erschweren. Wir werden sehen, ob die Bevölkerung auch das mehrheitlich hinnimmt.

Was fordert Ihre Initiative?

Wir wollen ein sofortiges Verbot solcher Sportwaffen, mit denen man Menschen töten oder verletzen kann. Für uns gibt es kein Menschenrecht auf Schießsport, aber sehr wohl ein Menschenrecht auf das Leben.

Wie kann man jetzt noch für ein Verbot von tötungsfähigen Sportwaffen aktiv werden?

Auf unserer Internetseite www.sportmordwaffen.de kann man eine Unterschriftenliste unterzeichnen oder Sammellisten herunterladen. Wir haben zudem Ende März beim Petitionsausschuss des Bundestags eine öffentliche Petition eingereicht. Der Ausschuss überlegt seitdem, ob er sie annimmt. Es würde an Sabotage grenzen, wenn das nicht passiert, schließlich hat unsere Initiative schon jetzt enorm viel öffentliche Aufmerksamkeit erhalten.

Auf wie viele Unterschriften hoffen Sie?

Mindestens auf 50.000, damit hätten wir vor dem Petitionsausschuss öffentliches Rederecht. In England wurden für ein Verbot von privaten Schusswaffen in vier Monaten 1,15 Millionen Unterschriften gesammelt. Wenn die Leute nicht unterschreiben, sollen sie sich nicht beklagen, wenn der nächste Amoklauf passiert. Alle haben eine Mitverantwortung.

Warum ist eigentlich ein Verbot von privatem Schusswaffenbesitz in England in kurzer Zeit möglich gewesen - aber in Deutschland nicht?

Dafür gibt es sicher verschiedene Gründe. In England soll es viel weniger Sportschützen geben, vielleicht gibt es auch Mentalitätsunterschiede. Ich weiß nicht, ob sich zum Beispiel die Italiener alle paar Jahre einen Schulamoklauf mit Sportwaffen gefallen lassen würden.

Also ist Waffenfreude eine Mentalitätsfrage?

Ganz sicher ist auch ein Grund, dass Deutschland weltweit einer der größten Exporteure von Sportmordwaffen ist. Es gibt eine große Lobby, die diesen Markt verteidigt und Krokodilstränen weint, wenn etwas passiert ist - und die ansonsten behauptet, Waffenverbote hätten Missbrauch oder Amokläufe auch nicht verhindert.

Ihre Initiative vereint Liedermacher, Autoren und Schauspieler. Finden sie künstlerische Ansätze zum Amoklauf?

Der Liedermacher Stephan Krawczyk hat über den Amoklauf von Winnenden ein Lied geschrieben, sicher wird das Thema auch in der Arbeit von anderen Autoren seinen Ausdruck finden. Aber derzeit geht es vor allem um einen harten politischen Kampf. Scheitern wir, dann an der Gleichgültigkeit der Mehrheit.

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