PKK-Ableger: Deutsche im Guerillakrieg gegen Iran

Ein Ableger der Terrororganisation PKK soll Nachwuchs in Deutschland rekrutieren. Verfassungsschutz und BND schauen angeblich tatenlos zu.

BND-Zentrale in Pullach Bild: dpa

Unter den Augen deutscher Nachrichtendienste soll ein Ableger der früheren türkisch-kurdischen Arbeiterpartei PKK, die sich heute Kongra-Gel nennt, Nachwuchs für den Guerillakampf im Nordirak rekrutieren. Laut einem Bericht des ARD-Magazins "Monitor" wirbt die Partiya Azadiya Jina Kurdistan (PJAK), die "Partei des Freien Lebens Kurdistans", für ihren Krieg gegen den Iran, den sie vom Nordirak aus führt, systematisch Kämpfer in Westeuropa an, darunter viele junge Frauen und Männer in der Bundesrepublik - und BND sowie Verfassungsschutz schauen zu.

Als exemplarisches Beispiel für die Rekrutierungsbemühungen präsentierte "Monitor" den 21-jährigen Sertan K. aus dem nordrhein-westfälischen Langenfeld. Kurz nach Abschluss der Handelsschule verschwand er voriges Jahr. Nicht einmal seine Eltern wussten, wo er abgeblieben war. Nun hat ihn "Monitor" wieder ausfindig gemacht: in einem Berglager der PJAK im Nordosten des Irak, inzwischen ausgebildet zum Scharfschützen.

Nach eigenen Angaben wurde Sertan K. von PKK-Leuten angeworben, verbrachte dann drei Monate in einem PKK-Lager in Belgien, um schließlich im Oktober vergangenen Jahres in dem PJAK-Camp zu landen - zusammen mit zwei weiteren jungen deutschen Staatsbürgern kurdischer Herkunft. Keine Einzelfälle, wie der Präsident der PJAK bestätigt: "Viele kurdische Jugendliche, auch Mädchen, die kommen von Europa in den Kampf", so Abdul Rahman Haji Ahmadi in dem Filmbericht. In einem früheren Interview bekundete er: "Regelmäßig bringen wir pro Jahr hunderte von Jugendlichen aus Europa und der übrigen Diaspora in die Guerilla-Berge." Allerdings, so seine Aussage vom April, nicht damit sie kämpften, "sondern um sich auszutauschen".

Die PJAK ist der - wahrscheinlich 2004 gegründete - iranische Arm der von der EU und den USA als terroristische Vereinigung eingestuften früheren PKK. Wie diese hat auch die PJAK ihr militärisches Hauptquartier in den Kandil-Bergen im Nordosten des Irak, unweit der irakisch-iranischen Grenze. Die in fünf Abteilungen untergliederte Organisation - von der "Union der ostkurdischen Frauen" bis zur "Union für die Jugend Ost-Kurdistans" - umfasst angeblich mehrere tausend Mitglieder; der Frauenanteil soll bei 45 Prozent liegen. Die iranisch-kurdischen Anhänger des in der Türkei inhaftierten PKK-Führers Abdullah Öcalan werden nach vorsichtigen Schätzungen für den Tod von rund 200 iranischen Soldaten verantwortlich gemacht.

Nach Erkenntnissen des US-Journalisten Seymour M. Hersh sollen die USA die Guerillatruppe als Instrument der Destabilisierung gegen Iran unterstützen. Zwar hat die PJAK dies zurückgewiesen, doch zugleich orakelhaft erklärt: "Es gehört zum außenpolitischen Selbstverständnis der PJAK, externe Staaten fördernd für die Demokratisierung zu gewinnen." PJAK-Chef Haji Ahmadi selbst preist seine Truppe als "positiv für die Amerikaner" an: "Wenn wir nicht hier sind, dann kommen die Islamisten."

Abdul Rahman Haji Ahmadi stattet seinen Kämpfern in den Bergen allerdings nur ab und an einen Besuch ab. Denn seinen Hauptwohnsitz hat das frühere Mitglied des PKK-dominierten Kurdischen Exilparlaments in Deutschland. Seit über vierzig Jahren lebt er hier, zunächst in München, dann in Berlin. Inzwischen wohnt er im Kölner Stadtteil Porz-Westhoven. Nach "Monitor"-Recherchen soll der Bundesnachrichtendienst Kontakte zu ihm unterhalten - und das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) soll Ahmadi überwachen. Ein BfV-Sprecher wollte dies gegenüber der taz weder bestätigen noch dementieren.

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