Islamisten melden Breiningers „Märtyrertod“: Deutscher Dschihadist angeblich tot

Islamistische Internetseiten behaupten, der saarländische Konvertit Eric Breininger sei in Pakistan gestorben. Auch ein weiterer Terrorverdächtiger aus Deutschland soll tot sein.

Screenshot aus einer im Internet verbreiteten Videobotschaft, in der Eric Breininger Deutschland mit Anschlägen droht. Bild: dpa/archiv

BERLIN taz | Er war einer der meistgesuchten deutschen Terrorverdächtigen. Nun ist der aus dem Saarland stammende Dschihadist Eric Breininger angeblich tot. Auf einschlägigen islamistischen Internetseiten findet sich eine Nachricht auf Türkisch und Deutsch, die den "Märtyrertod" des 22-jährigen Konvertiten verkündet. Demnach soll Breininger am vergangenen Freitag in der Region Nord-Waziristan von pakistanischen Sicherheitskräften getötet worden sein.

Mit ihm soll auch der in Niedersachsen geborene Deutsch-Türke Ahmet M. gestorben sein, der so etwas wie der Propagandachef der deutschen Dschihadisten im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet gewesen ist.

„Die Vertreter der Taifatul Mansura Deutschland gratulieren den am 30.4. gefallenen deutschstämmigen Märtyrern“, heißt es in der Nachricht. Danach werden die Kampfnamen von Breininger und Ahmet M. genannt: „Abdulgaffar der Deutsche“ und „Selahaddin der Türke“.

Die deutschen Sicherheitsbehörden prüften am Montag die Nachricht. Das Bundesamt für Verfassungsschutz geht davon aus, dass es sich um eine echte Meldung der militant-islamistischen Organisation „Taifatul Mansura“ handelt. In früheren Videos sei Breininger schon zusammen mit dem Anführer dieser Gruppe zu sehen gewesen. Breininger selbst wird von den deutschen Sicherheitsbehörden der „Islamischen Dschihad Union“ (IJU) zugeordnet.

Der Inhalt der Erklärung werde als glaubhaft angesehen, teilte der Verfassungsschutz mit, die behauptete Tötung Breiningers könne die Behörde aber „nicht abschließend bestätigen“. Im Bundeskriminalamt (BKA) wollte man den angeblichen Tod „weder bestätigen noch dementieren“.

Breininger ist einer der bekanntesten deutschen Dschihadisten und stammt aus dem Umfeld der sogenannten Sauerlandgruppe. Wenig Tage bevor diese aufgeflogen war, tauchte Breininger im September 2007 unter und reiste laut Sicherheitskreisen über Ägypten nach Pakistan in die Ausbildungslager der "Islamischen Dschihad Union". Er wird seit 2008 mit internationalem Haftbefehl gesucht, auf Nato-Basen in Afghanistan wurden Plakate mit seinem Foto aufgehängt.

Zwischenzeitlich hatte das BKA auch befürchtet, dass Breininger zurück nach Deutschland reisen könnte, um Anschläge zu verüben und auch in Deutschland öffentlich nach ihm gefahndet. Die Bundesanwaltschaft ermittelte wegen Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung.

In Propagandavideos hatte Breininger immer wieder versucht, deutsche Muslime für den Dschihad zu rekrutieren und gedroht, Deutschland müsse wegen des Bundeswehr-Einsatzes in Afghanistan mit Angriffen rechnen.

Zuletzt war er Mitte April in einem Video der relativ neuen Terrortruppe "Deutsche Taliban Mudschahidin" aufgetaucht, in der diese behaupteten, erfolgreich Angriffe auf afghanische und US-amerikanische Soldaten im Osten Afghanistans verübt zu haben. Diese wurden auf taz-Anfrage aber bis heute von US-Seite nicht bestätigt. Das Video war von „Elif Medya“ erstellt worden, eine Art Medienabteilung der deutschen Dschihadisten.

Als deren Chef galt der angeblich nun auch in Pakistan getötete Deutsch-Türke Ahmet M., eine „interessante Propagandafigur der Islamistenszene“, wie es aus Sicherheitskreisen am Montag hieß.

„Elif Medya“ war auch für ein Video verantwortlich, in dem vor der Bundestagswahl im September 2009 mit Bildern vom Brandenburger Tor und dem Hamburger Bahnhof mit Anschlägen gedroht wurde.

Laut der jetzt aufgetauchten Mitteilung war Ahmet M. alias „Selahaddin der Türke“ am vergangenen Freitag zusammen mit Breininger in einem Fahrzeug unterwegs, als sie von „pakistanischen Ungläubigen“ in der Nähe der Stadt Mir Ali in Nord-Waziristan angegriffen wurden. Verletzt habe Ahmet M. angeblich noch eine Handgranate gezündet und dabei vier der pakistanischen Sicherheitskräfte getötet, heißt es in der Nachricht von „Taifatul Mansura“.

„Während die Kuffar (die Ungläubigen, d. Red.) nach jedem verlorenen Soldaten trauern, sind die Dschihadangehörigen nach jedem gefallenen Bruder in der Hoffnung, der nächste Märtyrer zu sein“, schreiben die Dschihadisten in der etwas holprigen deutschen Übersetzung.

Der 32-jährige Ahmet M. ist im niedersächsischen Salzgitter geboren und lebte zuletzt im Saarland. Wegen Drogendelikten landete er im Gefängnis und wurde im April 2000 in die Türkei abgeschoben.

Während der Haft im Saarland soll Ahmet M. laut Sicherheitskreisen auch auf Rabei Osman el Sayed alias „Mohammed der Ägypter“ getroffen sein. Der war in Italien wegen Zugehörigkeit zu einer terroristischen Vereinigung im Jahr 2006 zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. Lange galt Rabei Osman el Sayed auch als Drahtzieher der Anschläge in Madrid 2004, wurde aber mangels Beweisen in Spanien schließlich freigesprochen. Inwiefern er womöglich zur Radikalisierung Ahmet M.s beigetragen hat, ist unklar.

Die deutschen Sicherheitsbehörden haben in den vergangenen Jahren immer wieder Reisebewegungen deutscher Islamisten in das afghanisch-pakistanische Grenzgebiet registriert. Rund 40 Dschihadisten mit Bezug zu Deutschland sollen sich laut Bundesverfassungsschutz seit 2001 an Kampfhandlungen in Krisenregionen beteiligt haben.

Wie dabei die Terrorgruppen „Islamische Dschihad Union“, die „Deutschen Taliban Mudschahidin“ und der Urheber der jetzt aufgetauchten Nachricht „Taifatul Mansura“ genau zusammenhängen, ist unklar; aber dass eine Verbindung besteht liegt auf der Hand. „Das läuft eben nur nicht ab wie im deutschen Vereinsrecht“, heißt es in Sicherheitskreisen dazu.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.