Von der Leyen gegen Lohnungleichheit: Gehälter offenlegen

Die Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen möchte, dass Unternehmen ihre Lohnsysteme für Männer und Frauen transparenter machen - um Lohnungleichheit zu bekämpfen.

Fordert Transparenz bei den Löhnen, allerdings ohne gesetzliche Regelung: Ursula von der Leyen. Bild: dpa

BERLIN taz Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) möchte, dass Firmen ihre Lohnsysteme offen legen, damit die Ursachen der Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen wirksam bekämpft werden können. "Wir brauchen Transparenz bei den Löhnen, damit wir überhaupt erstmal analysieren können, wie diese Ungleichheit zustande kommt," verlangte von der Leyen am Montag in Berlin. In Deutschland beträgt die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern 22 Prozent, im EU-Durchschnitt nur 15 Prozent. Bisher ist die individuelle Einstufung der MitarbeiterInnen in das Lohnsystem zumeist geheim.

Anlass für von der Leyens Forderung war die Vorstellung einer Studie der Deutsche Bank Research, die sich mit der Zukunft der Frauen in Deutschland befaßt. Das Papier folgert aus Fachkräftemangel und demografischem Wandel, dass die Wirtschaft in Zukunft mehr Frauen nachfragen wird - und die gut ausgebildeten Frauen werden dieser Nachfrage gerne folgen. Problematisch bleibt dabei der Umgang mit der Familie. Hier sieht Autorin Claire Schaffnit-Chatterjee, dass flexiblere projektorientierte Arbeit und vermehrte Telearbeit ebenso wie der Ausbau der Kinderbetreuung den Familien entgegenkommen. Die Politik unterstütze diesen Prozess, indem sie etwa Elternzeit für Väter attraktiver mache. Schaffnit-Chatterjee schlug konkret vor, dass die Väter im zweiten Lebensjahr des Kindes zu Hause bleiben, was im Publikum Heiterkeit hervorrief.

Insgesamt diagnostizierte sie, dass die ökonomische Entwickung der zurückgebliebenen Gleichstellung von Frauen in Deutschland auf die Sprünge helfen könne. Gleichstellungspolitik sei aber nicht obsolet: "In der Wirtschaft wie in der Politik könnte eine vorübergehende positive Diskriminierung eine bessere Gleichstellung sicherstellen", schreibt sie. Von der Leyen indes wollte nicht über Gleichstellungsgesetze reden. Sie sieht die Tarifpartner in der Pflicht. "Die können das Problem nicht einfach der Politk zuschieben", meinte sie. Wie man ohne gesetzliche Regelung zu der von ihr geforderten Transparenz der Gehälter in Firmen kommt, ließ von der Leyen offen.

Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Norbert Walter, gab sich zumindest beim Thema Führungspositionen offener: "Wir kriegen es nicht gut hin, Mütter bei ihrer Karriere zu begleiten", so seine Erkenntnis. "Eine Quote kann dann nötig sein, wenn sich trotz ausgefeilter und guter Argumentation in den Köpfen nichts bewegt". Und er setzt auf neue Arbeitszeit-Modelle: "Wir müssen eine Gesellschaft der Teil-Zeit werden".

Die Deutsche Bank selbst hat ein Mentoring-Programm für weibliche Führungskräfte - und bereits Bekanntschaft mit Gleichstellungsgesetzen gemacht: Im August 2006 hat eine ehemalige Angestellte ihres New Yorker Zweigs die amerikanische Anti-Diskriminierungsbehörde auf sie angesetzt, weil dort eine "Kultur der Diskriminierung" (inklusive Striplokal-Besuchen) herrsche und ihr nicht die gleichen Leistungsboni bezahlt würden wie ihren Kollegen.

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