Verletzte bei Demo gegen Sparpläne: Polizei spricht von Splitterbombe

Bei der Demonstration Tausender gegen das Sparpaket der Regierung in Berlin sind zwei Polizisten schwer verletzt worden. Laut Angaben der Polizei wurden sie mit einem Sprengsatz angegriffen.

Eindeutige Botschaften: Demonstranten in Berlin am Samstag, die nichts mit dem Zwischenfall zu tun haben. Bild: ap

BERLIN dpa | Tausende Menschen sind am Samstag in Berlin gegen das Sparpaket der Bundesregierung auf die Straße gegangen. An der Großdemonstration unter dem Motto "Die Krise heißt Kapitalismus" beteiligten sich verschiedenen Schätzungen zufolge 15000 bis 20000 Menschen. Die Behörden gaben offiziell keine Zahlen bekannt.

In Berlin kam es immer wieder zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten. Der folgenschwerste Zwischenfall ereignete sich in der Torstraße. Dort wurden die eingesetzten Beamten laut Polizei-Angaben mit einem selbst gebauten Sprengsatz beworfen. Zwei Beamte mussten ins Krankenhaus, wo ihnen verschiedene "Gegenstände" herausoperiert wurden, teilte die Polizei mit. Der Sprecher konnte jedoch nicht genau sagen, um was es sich dabei handelte.

Neben den beiden Schwerverletzten, die vermutlich in den nächsten Tagen das Krankenhaus wieder verlassen können, wurden durch den Sprengsatz 13 weitere Polizisten verletzt. Sie erlitten unter anderem Schnittwunden und Knalltraumata.

Berlins Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD) verurteilte die Attacke. Es sei "ein krimineller Akt, der mit dem Grundrecht auf Demonstrationsfreiheit nichts mehr zu tun hat". Drei Demonstranten wurden unter dem Verdacht festgenommen, die Splitterbombe geworfen zu haben. Sie kamen in der Nacht zum Sonntag aber ebenso wieder auf freien Fuß wie vier weitere Teilnehmer des Protestmarsches, die wegen anderer Delikte in Gewahrsam genommen worden waren.

Auch bei der Abschlusskundgebung wurden Böller gezündet. Die Linken-Vorsitzende Gesine Lötzsch rief vor dem Roten Rathaus zum Kampf für ein "gerechtes Land" auf. Demonstranten hielten zahlreiche Plakate und Transparente hoch mit Forderungen wie "Verursacher der Krise zur Kasse bitten". Zu der Demonstration hatte das kapitalismuskritische Bündnis "Wir zahlen nicht für Eure Krise" aufgerufen.

Parallel zum Berliner Protestmarsch fand auch in Stuttgart eine ähnliche Demonstration statt, zu der ebenfalls tausende Menschen gekommen waren. SPD-Landtagsfraktionschef Claus Schmiedel wurde dort während seiner Rede aus einem Block von rund 80 Menschen mit Eiern, Flaschen und Fahnenstangen beworfen. Polizisten stürmten auf die Bühne, Schmiedel wurde mit Regenschirmen geschützt. Nach Polizeiangaben gab es auf der Bühne mehrere Verletzte. Zuvor hatten während des Protestzugs etwa 300 schwarz gekleidete und teilweise vermummte Autonome linksradikale Parolen gerufen.

Schmiedel sah den Angriff im Zusammenhang mit dem Streit um das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21: Im Vorfeld habe es Massen-Mails gegeben, in denen zum Protest gegen ihn aufgerufen worden sei, weil er das Bauprojekt am Stuttgarter Hauptbahnhof befürwortet, sagte Schmiedel. Das hätten Krawallmacher zum Anlass genommen, ihre Aggression an ihm zu entladen. Insgesamt hatten sich nach Polizeiangaben rund 10 000 Menschen an der Demonstration beteiligt. Die Veranstalter sprachen von rund 20 000 Teilnehmern.

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