Münchens Olympia-Bewerbung: Rebellion in Oberammergau

Seit Dienstag ist München offiziell Kandidat für die Olympischen Winterspiele 2018. Doch jetzt will ein Bürgerbegehren in Oberammergau die Spiele verhindern.

In München jubeln sie, in Oberammergau protestieren sie: die Olympia-Bewerbung der bayerischen Hauptstadt polarisiert. Bild: dpa

Tausende Menschen strömen momentan tagtäglich nach Oberammergau, um die Passionsspiele zu erleben. Zehntausende Menschen sollen 2018 in den Ort strömen, wenn die olympischen Langlauf- und Biathlonwettbewerbe stattfinden.

Doch ob es so weit kommt, ist mehr als ungewiss. Der taz liegt der Entwurf eines Bürgerbegehrens vor - sechs Oberammergauer wollen das Milliardenprojekt Olympia in ihrem Heimatort verhindern. Bis Ende nächster Woche sollen die notwendigen 400 Unterschriften gesammelt werden, damit noch vor Ende der Passionsspielzeit ein Bürgerentscheid in Oberammergau stattfindet. Die Frage würde dann lauten: "Sind Sie dafür, dass Oberammergau sofort alle Planungen einstellt, Olympische Wettbewerbe 2018 auf dem Gemeindegebiet abzuhalten?" Bei einer Mehrheit hätte der Bürgerentscheid die bindende Wirkung von einem Jahr.

Das Bürgerbegehren in Oberammergau kommt überraschend. Eigentlich hatten sich alle Beteiligten, die Olympiabewerbungsgesellschaft und die Olympiagegner, darauf eingestellt, dass die Bürger in Garmisch-Partenkirchen über Olympia abstimmen. Nur 65 Prozent der Bürger wollen die Spiele. Juristische Unsicherheiten haben nun zu einem Umschwenken der Olympiagegner auf Oberammergau geführt.

Dort sorgen speziell die für Olympia notwendigen Flächen für Ärger. Die Bewerbungsgesellschaft ignorierte lange Zeit die 190 Grundstückseigentümer. Jetzt ist die Gesellschaft aufgewacht, macht seit dieser Woche großzügige schriftliche Vergütungsangebote - trotzdem stellen sich weiterhin rund 50 Eigentümer quer. "Wir müssen verlorenes Vertrauen neu gewinnen", sagt Bürgermeister Arno Nunn gegenüber der taz. Er verstehe auch die Argumente der Gegner. Noch ist zum Beispiel nicht geklärt, wie Oberammergau den zu erwartenden Besucheransturm bewältigen soll.

Der Ort sei insgesamt gespalten, sagt Korbinian Freier, einer der Initiatoren des Bürgerbegehrens. "Viele Leute finden es gut, dass wir aktiv werden." Freier stört die Gigantomanie von Olympia, die Vorstellung, dass 40.000 Menschen für wenige Tage in seinen kleinen Heimatort strömen. "Die geplanten jahrelangen Eingriffe stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen der Veranstaltung."

Für die Veranstaltung, die Olympischen Winterspiele 2018, gab es eigentlich diese Woche kräftig Rückenwind. Am Dienstag stiegen Hunderte bunte Luftballons in den Himmel von München, Menschen auf dem Marienplatz wedelten billige weiße Fähnchen und Oberbürgermeister Christian Ude freute sich wie ein kleiner Junge. Denn München ist jetzt offiziell Kandidatenstadt für die Spiele. In einem Jahr, am 7. Juli 2011, fällt das Internationale Olympische Komitee in Durban die Entscheidung, wo 2018 Olympia stattfindet.

Alle drei Kandidaten sind weiterhin im Rennen. München bekam die beste Beurteilung, vor allem in Sachen Sportstätten und Umwelt. Als leichter Favorit gilt trotzdem Pyeongchang in Südkorea, Annecy in Frankreich werden allenfalls Außenseiterchancen eingeräumt.

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