Franzose angeblich zufällig gestorben: Tödliche Polizei-Fesseln?

In Hagen starb ein französischer Schwarzafrikaner nach Fesselung durch Polizisten. Der Staatsanwalt hat die Ermittlungen eingestellt.

HAGEN taz Bei der Fesselung durch Hagener Polizisten ist ein weiterer Mensch ums Leben gekommen. Ein 35-jähriger Franzose verstarb bereits am 14. Mai 2007, nachdem er von drei Beamten an Händen, Füßen und Kinn fixiert worden war. Der Mann habe bei der Fesselung "einen Herz-Kreislauf-Stillstand erlitten" und sei deshalb "kollabiert", so der Sprecher der Hagener Staatsanwaltschaft, Reinhard Rolfes, zur taz. Der Tod des Franzosen erinnert fatal an den aus der Türkei stammenden Adem Özdamar, der im Februar nach Fesselung durch Polizeibeamte auf einer Hagener Polizeiwache ins Koma fiel und starb.

Doch während Özdamars Tod über Hagen hinaus für Aufsehen sorgte, erfuhr die Öffentlichkeit vom Tod des Franzosen nichts. Es habe sich um eine "krankenhausinterne Angelegenheit" gehandelt, begründet Oberstaatsanwalt Rolfes das Schweigen seiner Behörde: Der 35-Jährige sei wegen einer Psychose eingeliefert worden. Der behandelnde Arzt habe die drei Polizeibeamten zu Hilfe gerufen, um den "Schwarzafrikaner französischer Staatsangehörigkeit" mit Medikamenten "ruhigzustellen". Für ein Fehlverhalten der Polizisten oder des Arztes lägen "keine hinreichenden Anhaltspunkte" vor, sagt Rolfes. Die Staatsanwaltschaft habe ihre Ermittlungen eingestellt. Todesursache sei laut Gerichtsmedizin ein "Herzstillstand in Folge eines akuten Erregungszustands infolge der Psychose" gewesen. Wie lange aber seine Behörde überhaupt ermittelt hat, konnte der Oberstaatsanwalt nicht sagen.

Berichte, nach denen die Staatsanwaltschaft den Tod des Franzosen vom gleichen Rechtsmediziner untersuchen ließ wie den Tod Özdamars, wollte Rolfes gestern nicht kommentieren. Nach Informationen der FR kommt der Dortmunder Pathologe Ralf Zweihoff in beiden Fällen zum gleichlautenden entschuldigenden Ergebnis: Todesursache sei ein "Hirntod durch Herz-Kreislauf-Stillstand als Folge eines Zustands nach Reanimation". Ein abschließendes Gutachten aber, dass die Staatsanwaltschaft nach massiven Protesten der türkischen Community Hagens in Auftrag gegeben hat, steht immer noch aus. "Wir warten täglich darauf", beteuert Staatsanwalt Rolfes - warum die Ergebnisse über zwei Monate auf sich warten lassen, wisse er nicht. Wenig interessiert zeigt sich die Hagener Staatsanwaltschaft auch an den Ergebnissen einer zweiten Obduktion Özdamars in der Türkei. "Mit den türkischen Behörden haben wir keinen Kontakt", sagt Rolfes.

ANDREAS WYPUTTA

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.