Flugzeugabsturz Air France: Der weiße Fleck

Eine Maschine der Air France mit 228 Menschen an Bord ist verschwunden. Vom Radar? Wahrscheinlich nicht. Denn den gibt es nur an Land und in Küstennähe.

Über dem Meer ist radarfreie Zone. Bild: dpa

In der Nacht zum Dienstag verlor sich die Spur des Air-France-Flugs 447 von Rio nach Paris. "Verspätet", lautete die Anzeige am Zielflughafen, doch besser hätte es gelautet: "vermisst". Denn auch als längst klar war, dass der Airbus A330-200 nicht mehr ankommen würde, konnte nur darüber gerätselt werden, wo genau die Maschine geblieben war.

Wenn auch die Weltkugel für den Flugreisenden abgedeckt scheint, bleiben noch immer Freiflächen auf dem weit bereisten Globus. Auch in einer Zeit, in der die Nachbarn per Skyphone fernmündlich und teuer daran erinnert werden können, doch bitte die Pflanzen zu gießen, in der in einigen Linienmaschinen Internetzugang angeboten wird, können Flugzeuge verschwinden, wie es einst der Autor und Pilot Antoine Saint-Exupéry tat, dessen Wrack erst über 40 Jahre später gefunden wurde. Wenn ein Flugzeug auf dem Hudson notwässert, kriegt es die ganze Welt mit. An anderen Orten können Tod und Teufel ganz ungesehen zueinander finden. Nicht trotz der modernen Luftfahrt, sondern genau deswegen. Ein Widerspruch, der es gerade den Familien schwer macht, die nicht wissen, wo ihre Angehörigen sein könnten.

In der Kontinentalmasse Europa greifen die Flugsicherungssysteme ineinander, ein Kontrollzentrum übergibt an das nächste, und der Flug, ohnehin auf feste Routen gelegt, nimmt seinen wohl dokumentierten Lauf. Anders aber sieht es aus, wenn der Flug über die Weiten des Meeres führt, weg vom Radar. In diesen Regionen kann man keinesfalls davon sprechen, wie es gerne getan wird, dass ein Flug "vom Radar verschwindet". Denn von dem wird es dort meistens gar nicht erfasst. Das bestätigt auch Alexander Gerhard-Madjidi von der Pilotenvereinigung Cockpit. Wahrscheinlich reichte der Radar auch nicht bis hunderte Kilometer nordöstlich der Inselgruppe Fernando de Noronha, wo nun nach Angaben der brasilianischen Luftwaffe kleine Trümmerteile gefunden wurden. "Das hört 300 bis 400 Kilometer hinter der Küste auf", sagt so auch Axel Raab, Sprecher der Deutschen Flugsicherung, der taz in Bezug auf das Radar. In den Fernen des Meeres muss der Pilot regelmäßige Funksprüche absetzen, wenn er in dieser sogenannten Radio Silence Area unterwegs ist.

Im Atlantischen Ozean gibt es diese Lücken, aber auch im Indischen Ozean, wenn es beispielsweise von Indien aus nach Fernost geht. Über das Radar hinaus sind moderne Maschinen mit GPS ausgerüstet, das eben auch elektronisch läuft - und somit ausfallen kann, wenn die Elektronik des Flugzeuges komplett versagt. Ein Fall, der auch nach Blitzeinschlag aufgrund von Sicherungssystemem unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich ist. Nun, da auf der Suche nach der Maschine erste Spuren aufgetaucht sind, könnte trotz der Abgeschiedenheit der Unglücksstelle irgendwann geklärt werden, was genau mit dem Flugzeug geschah. Bei Airbus selbst möchte man zu diesem Zeitpunkt selbst Standardfragen zur Elektronik an Bord nicht beantworten, das würde die Spekulationen nur anheizen.

Was aber wirklich die Spekulation anheizt, ist die plötzlich wiederkehrende Erkenntnis, dass während eines Fluges etwas schieflaufen kann, was sich nicht immer aufklärt. Die Suche nach den Trümmern ist auch eine Suche nach der Black Box. Sie zeichnet die Konversation der Crew auf, nimmt die Koordinaten auf. Noch bleibt sie im Meer versunken. "Wir wissen nicht was es war, fasst Axel Raab zusammen.

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