Nationalfeiertag in Frankreich: Knallkörper auf den Straßen

Mit brennenden Autos läuteten Jugendliche noch in der Nacht den Tag ein, an dem die Grande Nation an den Sturm auf die Bastille im Jahre 1789 erinnert.

Am nächsten Tag ist alles wie gewünscht. Kein "Problemjugendlicher" mehr zu sehen - nur noch "Paradejungs". Bild: ap

PARIS taz | Während ein Teil der Franzosen die Republik bereits auf Feuerwehrbällen hochleben ließ und andere letzte Vorbereitungen für die Militärparade auf den Champs-Elysées trafen, zündeten Jugendliche in der Nacht zum 14. Juli in zahlreichen Landesteilen Autos an. Nach ersten Angaben der Polizei verbrannten dabei mindestens 317 Autos im ganzen Land. Das ist eine Steigerung von 7 Prozent gegenüber den Brandanschlägen vom 14. Juli des Vorjahrs.

Die meisten Autos (215) gingen auch in diesem Jahr in der Hauptstadtregion - Île de France - in Flammen auf. Betroffen waren dieses Mal nicht nur die Banlieues, sondern auch einzelne Pariser Arrondissements. In der Nacht waren große Gruppen von kleinen Jungs - darunter solche, die noch vor dem Stimmbruch stehen - mit Plastiktüten voller Knallkörper unterwegs. Stellenweise wurden Polizisten von den Jugendlichen mit den Feuerwerkskörpern beworfen.

Im 20. Pariser Arrondissement waren knallkörperbewehrte Jungengruppen bis tief in die Nacht unterwegs. In Gruppen rannten sie von einer Straße zur anderen. Gegenüber ihrer Mobilität war die Polizei vielfach im Nachteil. Die Spuren der Brandanschläge wurden noch in der Tatnacht beseitigt. Am Morgen danach zeugten lediglich leere Parklücken mit von Hitze verbeultem und rußgeschwärztem Asphalt von der nächtlichen Gewalt.

Neben der Zahl der Brandanschläge nahm in diesem Jahr auch die Zahl der Festnahmen zu. Sie stieg landesweit nach ersten Polizeiangaben auf 240 Personen, (gegenüber 180 Festnahmen im Vorjahr), darunter viele Minderjährige.

An bestimmten Orten in Frankreich ist die Polizeipräsenz vor der Nationalfeier besonders verstärkt worden. Dazu gehören Firminy und Louviers. Die zentralfranzösische Gemeinde Firminy sagte sämtliche Feierlichkeiten zum 14. Juli ab. In dem Ort waren in der letzten Woche Unruhen ausgebrochen, nachdem sich ein Jugendlicher in der Polizeihaft das Leben genommen hat. Auch in Louviers (Eure) blieb es in der Nacht zum 14. Juli völlig ruhig. In dem Ort war in der vergangenen Woche ein Jugendlicher bei einem Unfall an einer Polizeisperre ums Leben gekommen. Sein Tod hat ebenfalls Straßenschlachten sowie den Vorwurf provoziert, es handele sich um ein "Fehlverhalten" der Polizei.

Angesichts der explosiven Stimmung in zahlreichen französischen Vorstädten will Innenminister Brice Hortefeux am Mittwoch seine Präfekten versammeln. Der langjährige enge Vertraute von Staatspräsident Nicolas Sarkozy will bei dem Treffen auf der Notwendigkeit einer "Mobilisierung gegen die Delinquenz" bestehen. In den vergangenen Monaten ist in Frankreich die Gewaltstatistik, die der Öffentlichkeit regelmäßig vorgeführt wird, gestiegen. Fast jede Nacht werden Autos abgebrannt. Alljährliche Höhepunkte sind der 31. Dezember und der 14. Juli.

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