Usbekischer Journalist ermordet: Mutiger Kämpfer für die Pressefreiheit

Der usbekische Journalist Alischer Saipow ist in Kirgisien Opfer eines Mordanschlags geworden. Er schrieb Artikel über die Willkürakte im Nachbarland.

Schrieb über das Willkürregime in Usbekistan und die islamistische Szene: Alischer Saipow. Bild: taz

Das weißblaue Stofftuch umhüllt den schmächtigen Körper und gibt den Blick auf das bleiche Antlitz des Toten wieder. Die Leiche des usbekischen Journalisten Alischer Saipow liegt aufgebahrt im Haus der Eltern in der südkirgisischen Stadt Osch. Die Mutter und die Ehefrau des 26-jährigen Journalisten knien weinend daneben. Saipow hinterlässt auch eine drei Monate alte Tochter. Der Vater und die Brüder stehen mit geröteten Augen im Hof und empfangen die Trauergäste.

Drei Kugeln beendeten am Abend des 24. Oktober das Leben des Journalisten in Osch. Den Tod auf offener Straße planten die Mörder kaltblütig, sie lockten den Journalisten mit einem Anruf aus dem Büro, sprangen aus dem wartenden Auto, schossen und verschwanden.

Saipow gehörte der usbekischen Minderheit in Kirgisien an, die vor allem im Süden in Osch und Dschalalbad lebt. Nach dem Journalismusstudium arbeitete er für die "Stimme Amerikas" und die Internetseiten IWPR, ferghana.ru und zuletzt für uznews.net. Schnell erwarb er sich den Ruf als ein sehr guter Kenner der Islamistenszene im Ferghanatal. Außerdem schrieb Saipow über das Willkürregime in Usbekistan, dessen Grenze nur wenige Kilometer von Osch verläuft. Nach dem Massaker von Andischan, wo am 13. Mai 2005 usbekische Sicherheitskräfte einen Volksaufstand niederschlugen, interviewte Saipow als einer der Ersten die nach Kirgisien geflüchteten Usbeken.

Es gibt wohl keinen Auslandskorrespondenten, der in Südkirgisien nicht auf die Expertise des Journalisten zurückgegriffen hat. In diesem Jahr gründete Saipow die usbekischsprachige Zeitung Siosat, die scharfe Artikel über Willkürakte in Usbekistan druckte. Die Wochenzeitung wurde von Grenzgängern ins Nachbarland geschmuggelt und durchbrach die Informationsblockade in der usbekischen Despotie. Seit Monaten hetzten Medien aus Usbekistan gegen Saipow und bezeichneten ihn als Verräter und Nestbeschmutzer. Der Journalist lachte über Drohungen. Er wusste jedoch, dass Südkirgisien vor den Machenschaften des usbekischen Geheimdienstes nicht sicher war. Seit Jahren entführen usbekische Dunkelmänner im Nachbarstaat Flüchtlinge, Islamisten oder Oppositionelle nach Usbekistan, und Saipow war es, der darüber schrieb.

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